Vorab: Ich habe viele Jahre nur Kompressor, BDDI und Chorus als Pedale benutzt. Dann ein Zoom B6, also ein Gerät mit Display.
Nun das ME-90B. Ich fand die Idee, an Knöpfen zu drehen, statt alles auf einem Display zu haben, reizvoll. Gedacht ist das ME-90B - bei mir - als Vorschaltgerät vor einen Verstärker.
Was man sich vorher überlegen sollte: Will ich
- ein Ersatz für einige Effekte in einem Gerät als „Effektleiste"
- eine Aufnahmelösung mit bestmöglichem Sound
- direkt in eine PA oder FRFR
Ich befasse mich nur mit der ersten Anforderung. Ich bin mit dem Sound meines Amps (Quilter Bass Block 803) sehr zufrieden und brauche hier und da ein paar Effekte. Für eine neu dazugekommene Partyband brauche ich auch mal einen etwas verbogenen Sound, um z. B. etwas Kontrabass-ähnliches oder was mit Chorus und Kompressor zu spielen.
Die Bedienung ist spartanisch. Ein Patch kann nicht „benannt“ werden, man muss sich merken, was hinter U1-3 steckt. Zunächst habe ich mir ein NULL-Patch angelegt, ohne was, mit richtig eingestellter Lautstärke, denn der ME-90B hat leider kein Bypass.
Dann habe ich mir ein paar Sounds gebastelt. Der Vorteil der Regler ist hier aber auch ein Nachteil. Stelle ich den Sound in Patch U1-3 ein, behalten die Regler natürlich diese Stellung. Springe ich dann nach Patch U3-2, passen sich die Regler natürlich nicht an, ich habe also ohne PC-Programm keinen Plan, was in diesem Sound wie eingestellt ist - und das Ding hat verdammt viele Regler, 30 Stück, um genau zu sein. In einem Display bekäme ich die aktuellen Einstellungen sofort angezeigt:
Bass auf 0, Mid auf -2, Treble auf +1, Low ON etc.
Hier zeigen die Regler halt das, was ich beim letzten Sound eingestellt hatte. Der Mod-Regler steht zum Beispiel noch auf Chorus, obwohl im Patch ein Flanger aktiviert ist.
Es war ein ziemliches Gefummel, damit Sounds neu einzustellen, macht aber in gewissem Umfang auch Spaß, damit rumzuspielen - wenn man genug Zeit hat. Live möchte ich mich nicht damit rumplagen. Da muss ich mir in der Playlist hinter Song 4 wohl „U2-4“ schreiben, damit ich weiß, was ich abrufen muss.
Vorteile:
Günstig, mit vielen Effekten
stabile Boss-Qualität
klingt gut, und man stösst auf Dinge, die man eigentlich gar nicht gesucht hat
DI-Out
Nachteile:
Netzteil, Bluetooth-Dongle, USB-Kabel müssen separat dazugekauft werden.
Kein Bypass, geschweige denn True Bypass
Regler stehen beim Abrufen eines Patches „irgendwo“, fehlende Übersichtlichkeit, wo nachjustiert werden muss
keine „sprechenden Namen“ der Patches einstellbar
Ich werde mir letztlich doch die Mac-Software samt USB Anschluß aktivieren müssen, um eine Idee zu haben, was da eigentlich eingestellt ist.