Nachdem ich zuvor den Deluxe Reverb mit vernichtenden Urteil wegen mangelhafter Verarbeitung getestet hatte, habe ich mir nun den kleinen Bruder zur Brust genommen.
Da ich den Amp vor einigen Jahren bereits im Besitz hatte, wusste ich in etwa, was mich erwartet. Der Amp ist absolut sauber verarbeitet und liefert cleane Fendersouds vom Feinsten. Aufgefallen ist mir, das die Höhen sehr ausgeprägt sind, sodass man beim Spielen mit einer Strat oder Tele schon mal am Tonepoti zurück regeln muss, damit es nicht zu gritzelig wird. Das ist nicht unbedingt ein Nachteil; es kommt eben auf die Gitarre an, die angeschlossen wird. Bei meinem damaligen Princeton RI war das übrigens nicht so, wobei ich nicht mehr erinnern kann, welcher Speaker dort verbaut war. Denn daran liegts! Verbaut ist ein Jensen C 10R, der diese crispen Höhen liefert. Ich werde den Speaker tauschen gegen einen Jensen P 10R, der den Sound in eine etwas wärmere Richtung bringt und nicht ganz so höhenlastig ist. Doch - wie gesagt - ist Geschmackssache.
Reverb und Tremolo sind das Sahnehäubchen des Verstärkers. Einfach nur wunderbar und in allen Einstellungen ein Genuss für die Ohren. Selbst hochwertige und teure Bodentreter, die ich im Laufe meines Gitarristenlebens ausprobiert habe, kommen einfach an dieses butterweiche Tremolo nicht dran. Der Reverb ist eh legendär.
Zum Einsatzgebiet muss ich an dieser Stelle für den Amp auch mal eine Lanze brechen: Ich lese immer wieder in Rezessionen, dass der Amp für zu Hause oder für Clubgigs ausreicht. Leute, mal ehrlich, was spielen wir denn für Gigs. Ich kann mich mit gutem Gewissen als semioprofessionellen Lead-Gitarristen bezeichnen, der bis zu 70 Auftritte im Jahr bestreitet. Darunter fallen sowohl sogenannte Clubgigs, als auch Marktplatzkonzerte, open air Stadtfeste etc.. Und die spiele ich ausnahmslos alle mit dem gleichen Equipment. Der Amp dient mir dazu auf der Bühne als Monitor und mit einem Kondensatormikrofon geht der Sound dann in die PA. Und je nach Gegebenheit wird der Regler am Mischpult dann mehr oder weniger hochgezogen. Nebenbei gesagt, unsere Band ist für einen richtig geilen Livesound bekannt. Also für meine Musik - Rock- und Pop-Cover-Oldies (Stones, CCR usw.) reichen die 15 Röhrenwatt vollkommen. Für Metaller vielleicht nicht, aber die interessieren sich ja auch für andere Amps.
Fazit: toller Amp, eventuell muss der Speaker den persönlichen Referenzen angepasst werden.
Nachtrag 14.08.2025
Ich habe den Amp jetzt nochmal gekauft und bin nach wie vor absolut überzeugt von diesem tollen kleinen Röhrenverstärker. Ob Fender gegenüber dem etwas älteren Modell etwas verändert hat, kann ich nicht beurteilen. Die Leistung wird jetzt mit 12 Watt (früher 15 Watt) angegeben und ich habe den Eindruck, dass der Sound etwas wärmer und noch ausgewogener geworden ist. Einfach traumhaft.
Inzwischen habe ich auch den Tone Master Princeton Reverb und kann im Vergleich sagen, dass der Tone Master eine gute Alternative ist und mehr Features, insbesondere die Möglichkeit der Leistungsreduktion bietet. Aber an das Original kommt er einfach nicht ran. Wenn man beide Amps über einen längeren Zeitraum nutzt, kann man sie auch mit verbundenen Augen unterscheiden. Der Röhrenamp ist anders; puristischer, aber von der Soundausbeute und Dynamik besser.