Anders als in vielen Rezensionen behauptet, Mein Exemplar TE-52 NA wog nur 3,6 kg, sehr angenehm in der Hand – genau wie eine klassische Telecaster. Der zweiteilige Korpus sieht toll aus, und der Hals aus geröstetem Ahorn ist farblich perfekt gebräunt. Griffbrett und Hals haben unterschiedliche Farbtöne. Ich konnte keinerlei Lack- oder Verarbeitungsfehler feststellen. Die klassischen Tüners sind zwar etwas umständlich zum Saitenwechsel (was am besten direkt nach dem Kauf machen, wenn man spielen kann), aber sie sind zuverlässig und halten die Stimmung. Die werkseitig aufgezogenen Saiten (10-46) sind etwas dick für eine Telecaster, daher habe ich eine frische 9er-Saiten aufgezogen. Aufgrund des Klimas im Produktionsland sind die Saiten anscheinend bereits korrodiert, was zwar nicht auffällt, aber den Klang beeinträchtigt. Zum Üben oder Lernen ist das jedoch kein Problem. Die Gurtbefestigung wirkt sehr stabil für mich personlich, und ich sehe keinen Bedarf für Strаplocks. Das Material des oben Sattels fühlt sich eher wie ungebleichter Knochen als wie Plastik an, und ich konnte nach Bendings oder aggressivem Vibrato keine Stimmverstimmung feststellen. Wie viele bereits angemerkt haben, ist der Bridge-Pickup gut, der Hals-Pickup hingegen für meinen Geschmack etwas zu schwach. Die Schalter und Potentiometeren funktionieren einwandfrei. Die kompensierten Messingsättel ermöglichen eine hervorragende Mensureinstellung. Die werkseitige Saitenhöche beträgt 1,6–1,7 mm. Weiter unten berühren die Saiten bereits die Bünde, aber das ist ungefähr die Standardhöhe. Ich musste alle Saiten noch stimmen, vielleicht war die Lieferung nicht ganz perfekt. Die Retainers am Kopf sind von sehr guter Qualität, was zur Stimmstabilität beiträgt. Die Bünde waren zu meiner Überraschung poliert. Nicht perfekt, aber ziemlich gut. Die Bundgröße ist auch für Bendings und Vibrato angenehm. Das Griffbrett hat kein Zitronenöl aufgesogen. Und am wichtigsten: Ich habe keinen einzigen „toten Ton“ gefunden. Nach dem Aufziehen neuer frische Saiten war auch das Problem mit dem „Wolfnoten“ Klang wieder behoben.
Ach ja, und ich hätte das Wichtigste vergessen: Diese Gitarre hat ein unglaubliches Sustain. Man kann die Saiten endlos mit Vibrato pumpen. Und Sustain ist genau das, was wir von teuere Markeninstrumenten erwarten.
Das ist meine sechste HB-Gitarre. Alle diese Gitarren sind wunderschön von Aussicht und laden zum Spielen ein. Die Verarbeitungsqualität von Korpus, Hals, Lackierung und Passgenauigkeit der Teile ist sehr gut. Die Hallsbrette aller Gitarren waren nicht verzogen, hatten aber eine glatte, hochwertige Oberfläche. Die Hardware/Mechaniken war makellos montiert. Das Zubehör entspricht dem Preis, funktioniert aber einwandfrei und ist sogar noch besser, als man es in dieser Preisklasse erwarten würde.
Aber man sollte sich jedoch des Preises dieser Instrumente bewusst sein und keine Wunder erwarten. Erstaunlicherweise wiesen alle sechs Instrumente (zwei CST-24, eine TE-20, eine TE-90 und eine CSC-550) die gleichen Bundeinstellungen innerhalb derselben Toleranz auf: Die Saiten konnten nicht unter 1,5 mm abgesenkt werden, aber bei allen Gitarren waren 1,6–1,7 mm über dem 12-em Bund in Ordnung. Bei der Überprüfung der Bünde mit einen Bundlineal man kann finden immer drei oder vier Bünde etwas höher als die anderen, aber alle innerhalb derselben Toleranz. Für Anfänger und zum Üben zu Hause waren alle Gitarren war sofort spielbar. Fortgeschrittene Spieler sollten selbst etwas Zeit investieren oder die Bünde von einem Gitarrenmeister schleifen und polieren lassen. Danach sind diese Gitarren mindestens so gut spielbar wie eine Fender/Gibson Custom Shop, wahrscheinlich sogar besser. Ich habe nur bei zwei Gitarren desselben Modells „tote Töne“ festgestellt, vermutlich aufgrund einer fehlerhaften Charge oder eines Konstruktionsfehlers. Meine Gibson Classic USA von 2003 hat ebenfalls einen „toten Ton“. Und „tote Töne“ lassen sich nicht beheben. Zum Klang kann ich nicht viel sagen, da ich weder einen Marshall 800 noch einen Mesa Boogie Rectifire besitze, aber ich denke, der Klang aller dieser Gitarren ist mit den Stock-Tonabnehmern zumindest akzeptabel. Mir gefällt der Klang des CST24 (auch die Split-Funktion funktioniert einwandfrei), des CS-550, des Steg-Pickups der TE-52 NA und des P90 in beiden Positionen der TE-90 sehr gut.
Leider kann man bei Music Store Thomann in die Halle nur das HB-Modell auswählen und spielen, und das anderes Instrument wird direkt aus dem Lager in einem versiegelten Karton geliefert, sodass man nicht weiß, was man bekommt. Trotzdem, man kann es aber jederzeit zurückgeben und ein neues bestellen.
Und... Fazit. Wie gesagt, es ist ein super Instrument fürs tägliche Üben, direkt nach dem Auspacken. Man muss sich keine Gedanken ums Einstellungen machen, genau wie ich es mit der HB mache – ich spiele einfach sofort los. Sie ist eine tolle Zweitgitarre auf der Bühne (naja, außer man ist Mark Knopfler :)). Sie eignet sich hervorragend für ein Upgrade. Für 200–300 € weitere Investetionen bekommt man ein Instrument der 1500-€-Klasse. Ich personlich brauche außer der Bundbearbeitung nichts weiter, und die mache ich selbst. Manche müssen für Live-Auftritte die Tonabnehmer und Mechaniken austauschen. Mechaniken für Live-Auftritte sind natürlich nicht optimal. Aber das wirklich Wichtige, was man in den Berichte vermisst habe: Bei allen sechs HB-Gitarren war der Hals-Korpus-Winkel perfekt. Das heißt, man kann die Saitenhöche über den gesamten Bereich einstellen, den die Qualität des Setups – also das Abschleifen der Bünde – zulässt. Teure Reparaturen an Hals, Griffbrett oder anderen Teilen sind nicht nötig. Bringen Sie einfach die Bünde in einen einwandfreien Zustand – das ist kostengünstig – und Sie haben ein fantastisches Instrument. Ich vergleiche die TE-52 mit der Ibanez SAS36, die dreimal so teuer ist, und ich verstehe nicht, warum ich mir die gleiche chinesische Ibanez kaufen sollte, die nicht besser ist und deren Upgrade eigentlich keinen Sinn ergibt.