Zustand der Gitarre out of the Box:
Sound: Wow!
Unverstärkt hat die weiße Schönheit einen überraschend lauten und vollen Klang. Der Gitarrenkorpus schwingt erstaunlich stark mit. Am Verstärker zeigt sich dann, dass die SC 500 tatsächlich den klassischen Single Cut Sound abliefert, wie ich es mir nach dem Betrachten unzähliger YouTube- Videos erhofft hatte. Ein toller Classic Rock Sound. I love it!
Testweise habe ich den Verstärker zuhause auch mal kurz aufgerissen, um zu sehen, ob die Tonabnehmer mikrophonisch sind. Auch hier kein Problem. (Beim Anschließen der Gitarre musste ich allerdings feststellen, dass die Klinkenbuchse das Kabel nicht besonders gut festhält. Elektrisch okay, kein Wackelkontakt, aber für meinen Geschmack viel zu leichtgängig beim Herausziehen.)
Spielgefühl:
Die Seitenlage ist mir zu hoch. (Wie bei den meisten Neuzugängen ist auch hier ein kleines Setup notwendig.) Die Höhe der Sattelkerben ist zwar perfekt, allerdings macht sich beim Stimmen der baubedingt ungünstige Winkel zur Mechanik bei der D-Saite bemerkbar. (Billiger Kunststoffsattel) Die Oberfläche der Bundstäbchen ist noch relativ rau. Der Griffbrettradius und auch der Radius der Saiten an der Brücke stimmen überein. So muss das sein! Mit einem Radius von 14 Zoll ist der Hals etwas flacher als bei einer original Les Paul (12 Zoll).
Gewicht:
Mit 4,3 kg ist die SC 500 die schwerste Gitarre in meinem Arsenal. Da ist selbst meine bei Matsumoku in Japan gebaute Neck-Through-Gitarre aus dem Jahr 1983, 300 g leichter. ABER dank des Gewichst hat das Teil wirklich ein fantastisches Sustain.
Optik:
Die Farbe ist kein reines Alpinweiß, sondern geht gaaanz leicht ins Cremeweiß. Das passt, wie ich finde sehr gut zu den goldfarbenen Metallteilen. Schön!!!
Das Griffbrett ist schön dunkel und macht überraschenderweise keinen trockenen Eindruck. (Etwas Lemon Oil beim Setup schadet hier jedoch trotzdem nicht.)
Bei sehr genauer Betrachtung fallen dann doch einige kleine Unsauberkeiten auf: Im Übergangsbereich vom Binding zum Hals ist etwas weiße Farbe in den Rand des Bindings geraten. Auch an der Spitze des Horns am Cutaway ist das Binding nicht makellos. Aber gut, die Fehlerchen sind nur aus allernächster Nähe zu erkennen. Bei „normalem“ Betrachtungsabstand sieht man davon nichts.
Unter der Schutzfolie sind auf den goldfarbenen Pickup Covern deutlich Wachsreste und einige leichte Kratzer zu erkennen. (Auch diese sind nur bei sehr genauer Betrachtung zu sehen.)
Schließlich finden sich noch ein paar kleine Bläschen und Kratzer in der goldfarbenen Beschichtung der Bridge.
Sonst lassen sich bei erster Betrachtung an dem schmucken Stück keine weiteren Mängel finden.
Aufgrund des klasse Sounds, welcher genau meinen Wunschvorstellungen entspricht, war mir schnell klar, dass ich die weiße Schönheit behalten werde. Damit war die Bahn frei für ein kleines Setup.
Erkenntnisse aus dem Setup:
Vor dem Setup:
Saitenabstand im 12 Bund: E: 2,5mm und e: 2mm! (Ich bevorzuge 1,5-1,2 mm an der E- und 1,2-1,0 mm an der e-Saite) Na mal sehen was da noch geht.
Also Saiten runter, den Hals gerade eingestellt und die Höhe der Bundstäbchen mit dem Fret Rocker geprüft. Dabei fällt auf, dass hier einige aus der Reihe tanzen. Sind der siebte und zehnte Bund nur minimal zu hoch, so sind der 20. und 21. Bund doch deutlich unterschiedlich. Da ist Schleifen, Feilen und Polieren angesagt. (Das hätte ich mich vor gut 40 Jahren als Gitarren-Neuling nicht getraut. Inzwischen erledige ich diese Arbeiten an meinen Gitarren gerne selbst. (YouTube-Anleitungen sei Dank.))
Nachdem die Bundstäbchen gleich hoch, die Kronen wieder rundgefeilt und schließlich spiegelglatt poliert sind, die Pickup- Cover außen von den Wachsresten befreit, die Brücke leicht heruntergeschraubt, die Sattelkerben mit Nutsouce gefettet, und ein String Buttler (den hatten ich noch herumliegen) montiert war, habe ich schließlich neue Saiten aufgezogen. Die Tuner hatten zum Teil etwas Leerlauf und sie ließen sich unterschiedlich schwer drehen. Dies machte sich besonders an der Mechanik für die D-Saite bemerkbar. Hier habe ich einfach die Schrauben an den Stimmwirbeln so nachgezogen, dass sie sich nun beim Stimmen gleich anfühlen. Dank der Optimierungen bleibt die SC 500 jetzt auch nach extremen Bendings noch gut in Stimmung.
Das anschließende Einstellen meiner Wunschsaitenhöhe war dann unproblematisch möglich. Wobei ich die Bridge sogar bis auf Anschlag herunterschrauben und anschließend die Halsspannung noch etwas erhöhen musste. Dadurch konnte ich einen Saitenabstand im 12. Bund von 1,3 mm an der tiefen E-Saite und ca. 1,1 mm an der hohen E-Saiten ohne Schnarren erzielen. Auch bei extremen Bendings sterben die Töne nicht ab. Das passt!
Positiv bei der Aktion war für mich zu sehen, dass sowohl im Gewinde der Einschlaghülsen zu den Brückenpfosten als auch zwischen den Pfosten und den Bohrungen in der Brücke keinerlei Spiel vorhanden ist. Auch die Saitenreiter auf der Brücke klappern ohne den Andruck durch die Saiten nicht. Das geht nicht besser!
Natürlich musste ich nach der Justage der Saitenhöhe auch die Höhe der Tonabnehmer neu einstellen.
Das oben erwähne Thema mit der Anschlussbuchse konnte ich durch Nachbiegen der Kontaktlasche schnell und einfach beheben.
Ende gut – alles gut? Bis jetzt ja, aber mal sehen, was die Zukunft bringt.
Fazit (nach einem halben Jahr):
Das Teil bringt tatsächlich den gewünschten Classic Rock Sound und kann auch clean punkten!
Ausgehend von meinem Exemplar ist die Gitarre im Anlieferzustand aufgrund der hohen Saitenlage und der notwendigen Nivellierung der Bundstäbchen für einen Anfänger jedoch nur bedingt zu empfehlen. Für jemanden der sich ein Setup zutraut oder einen guten und günstigen Gitarrenbauer kennt, eine Kaufempfehlung. Was man hier für sein Geld bekommt, ist wirklich erstaunlich.
Keep on rockin´