Über den HB Tube 15 ist hier ja schon ausreichend geschrieben worden, was ich nicht ohne Grund wiederholen möchte. Ich beschränke mich daher auf persönliche Eindrücke und Feststellungen.
Verarbeitung:
Hier ist nichts auszusetzen, zumindest unter Berücksichtigung des Kaufpreises.
Röhren:
Verbaut sind No-Name Röhren chinesischer Provenienz.
Beim Messen der beiden V4 und V5 EL 84 (Endstufen-) Röhren haben sich deutliche Bias Abweichungen feststellen lassen: V4 25,5 mA und V5 20,3 mA, also eine Abweichung von mehr als 5 mA zwischen beiden Röhren.
Grund genug für mich das komplette Röhrenset auszutauschen, da ich nicht ausschließen konnte, dass auch die Vorstufenröhren suboptimal zusammengeschustert sind.
Meine Wahl: Gematchte EL 84 von JJ, die jetzt bei einer gesunden mittleren Ruhestromeinstellung von 22,2 mA (V5) und 22,3 mA (V4) laufen.
Für die V1 eine JJ ECC 81 Gold Pin anstatt der ECC 83 für mehr cleanen Headroom und die bessere Verwendung von Pedalen.
Für die V2 und V3 jeweils eine JJ ECC 83 Gold Pin.
Lautsprecher:
Mit dem verbauten Celestion 70/80 bin ich bereits die Jahre zuvor nicht richtig warm geworden. Es ist grundsätzlich kein schlechter Speaker, aber für meinen Geschmack irgendwie weder Fisch noch Fleisch.
Ich habe den 70/80 daher gegen einen Eminence Cannabis Rex gewechselt, der warme etwas zurückgenommene Höhen und einen kräftigen Bass- und Mittenbereich liefert.
Sicher nicht der Speaker für jeden, insbesondere nicht für diejenigen, die ausgeprägte Höhen erwarten. Aber definitiv der Speaker der meinen musikalischen Hörgewohnheiten entspricht und insbesondere in Verbindung mit den Änderungen der Röhren (siehe oben) perfekt passt.
Federhall:
Es gibt hier in den Bewertungen und im Netz Anregungen zu Federhall Mods, da ein 2-Federhall verbaut ist, hin zu einem 3-Federhall-System.
Mag für Spring Reverb Liebhaber wichtig sein, aber ich benutze das nicht. Ich verwende über den sehr guten Effects-Loop ein Delay und Reverb Pedal, mit dem ich für meine Ansicht viel flexibler meinen Sound gestalten kann.
Pedale / Sound:
Wie beschrieben, wird durch die Verwendung einer ECC 81 als V1 der cleane Headroom vergrößert und bietet daher einen größeren Einsatzbereich für die Verwendung von Overdrive Pedalen.
Ich habe verschiedene Pedale ausprobiert und letztlich hat das Full-Drive 2 (Einstellung FM und Wide) unter Verwendung eines 18 Volt Netzteils, das Rennen gemacht. Natürlich unter Berücksichtigung des gewählten Speakers und des Röhren Mods.
Jetzt klingt der Amp deutlich weniger topfig wie anfänglich, einfach erwachsener und cremiger im Sound. Natürlich bleibt eine gewisse Limitierung durch das relativ kleine Gehäuse bestehen.
Aus den weniger guten Bewertungen habe ich u. a. auch gelesen, dass der Amp bei einigen Käufern fuzzy klingt.
Dieses Problem habe ich (zum Glück) nicht. Kann es aber zu 100 Prozent nachvollziehen.
Ich habe von Bugera etliche Amps besessen, die auch diesen Fuzzy Sound hatten. Insbesondere dann, wenn man die mit Verzerrung spielte oder aber auch im cleanen Kanal mit Overdrive Pedalen. Egal was ich versuchte: Speakerwechsel, Röhrenwechsel, etc., alles half nichts.
Dann war ich bei Thomann vor Ort und spielte den selben Amp im Amp Vorführraum an und dort klang er toll ohne diesen fuzzy Nervsound.
Ich denke das sind bei Amps in dieser Preisklasse einfach Serienstreuungen durch vermutlich unterschiedliche Bauteile oder Produktionstandards, etc. Kann man auch nicht erwarten, wenn der EKP bei ca. 50 Prozent des Verkaufspreises liegt. Da erfolgt die Qualitätsprüfung nicht nach dem Kriterium: „Klingt der Amp so, wie wir als Hersteller es uns vorstellen?“ sondern nur nach dem Kriterium „Funktioniert oder funktioniert nicht“.
Fazit:
Ein wirklich toller und gut klingender Röhren-Amp für schmales Geld.
Und wer möchte, kann noch mehr in Richtung persönliche Soundformung was unternehmen, denn der Amp bietet dazu die Möglichkeiten.