Immer wieder geisterte mir seit geraumer Zeit diese Schönheit durch die Synapsen, seit meiner ersten virtuellen Begegnung mit diesem durchdachten Cajon-Konzept. Und dann habe ich sie endlich bestellt – und nun schicke ich sie zurück, Wegen dieser David-vs.-Goliath-Sache. Aber der Reihe nach …
Seit über 10 Jahren spiele ich in zwei Akustik-Bands meine Schlagwerk CP 404 mit Bass-Tube, Heck Stick und selbst gepimpten Clap-Corners. Die Snare funktionierte irgendwann leider nicht mehr, weil die Traversenhalterungen durch die Spannung ausgeleiert sind (hier sollte Schlagwerk besser Hartholz einsetzen). Das ständige hin und her schleppen mag das Ausleiern noch begünstigt haben. Eine zweite Cajon sollte her und ich hatte immer die PUR im Sinn, die ziemlich genau meinem Setup entspricht, dazu auch noch die megaflexible Snare und versenkbare Jingles bietet. Laut PUR ist die Zielgruppe auch für Rock-orientierte Spieler gedacht. Jetzt habe ich also zugeschlagen und wurde dank meinem Lieblings-T wie immer blitzschnell beliefert.
Ausgepackt und Gänsehaut bekommen. Ein perfekt verarbeitetes Schmuckstück. Visuell beglückt und emotional aufgewärmt teste ich also Klang und Features zuhause:
Schöner warmer Basston, in Nuancen formbar durch den verstellbaren Schallochschieber. Die einstellbaren und versenkbaren Jingles sind genial und können sogar während des gemäßigten Spielens schnell in Position gebracht werden. Die Clap-Corners sind auch perfekt – fühlen sich sehr satt an beim Spielen und klingen ausgewogen knackig.
Die Snare-Mechanik ist eine gute Idee und funktioniert ganz ok, dazu später noch mehr. Die Snare-Ansprache ist verstellbar, allerdings in der empfindlichsten Position immer noch etwas zu gering für meinen Geschmack. Das Moosgummi-Sitzkissen bleibt auch beim Spielen schön in Position. Bin später insgesamt mit breitem Grinsen eingeschlafen.
Dann im Proberaum in mein Percussion-Setup gestellt und das Programm gespielt. Das Ergebnis war zu meiner großen Überraschung leider etwas ernüchternd für mich und die Kollegen:
Der Bass kann sich bei zwei verstärkten Gitarren nicht richtig durchsetzen (und ich hau schon ziemlich drauf …) An die Urgewalt im Keller meiner Schlagwerk CP 404 kommt sie nicht annähernd ran.
Die Slaps haben einen schön warmen Holz-Ton, für meinen Geschmack fehlt es aber obenrum an Frequenzen zur Durchsetzungsfähigkeit. Da wo meine 404 gelegentlich etwas zu sehr knallt, kommt hier zu wenig. Im Bandkontext müsste ich also immer verstärken, auch im Proberaum, was bisher nicht nötig war.
Bass und Mittenbereich wirken insgesamt irgendwie wie durch einen Kompressor gedrückt – zu wenig tief und zu wenig hoch und nicht präsent genug – schade. PUR sollte das Frequenzspektrum der Schlagfläche noch einmal unter die Lupe nehmen, denn diese Kiste hat das Potential, die beste Cajon zu werden. Clap-Corners und Jingles lassen keine Wünsche übrig. Die Arretierung der Snare-Mechanik blieb leider nicht immer präzise in der aktiven Position, da sie durch die Vibrationen beim Spiel zu leicht aus der vordersten Position rutscht.
Fazit: Der Klang ist natürlich Geschmackssache – mir fehlt es am Bass und an den Höhen und es kommt auf den Einsatzzweck an. Entweder man begleitet unverstärkte Instrumente oder man sollte grundsätzlich eine Verstärkung mit einplanen – das PUR CBM-1 macht auch in meiner 404 einen Super-Job. Ich werde mich jetzt schweren Herzens noch einmal neu nach einer Cajon mit meinem Wunsch-Sound umschauen müssen.
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