Ich hatte schon länger ein Auge auf eine Fender Jazzmaster geworfen. Doch das ist gar nicht so einfach, wenn man eine mit traditionellem Layout sucht. Sie sind entweder sehr teuer, haben nur eine abgespeckte Ausstattung oder die Farben haben mir nicht zugesagt. Die wirklich klassischen Gitarren zu gutem Kurs aus Japan werden in Europa ja leider nicht wirklich vertrieben. Nun ist diese hier auch alles andere als traditionell, doch hat mir es ihr Design so sehr angetan, dass ich über die fehlenden Specs hinwegsehen konnte. 
Da das Finish hier für die meisten das Kaufargument sein dürfte, fange ich auch gleich damit an. Meine sieht natürlich nicht ganz so gut aus wie auf den Promo-Bildern, aber auch nicht völlig anders wie manche andere Reviews es beschreiben. Die Maserung ist nicht so schön und gleichmäßig und lässt in Intensität nach außen hin nach. Auch wird der Lack zum Rand hin sunburstartig dunkler und ist nicht homogen wie auf den Produktphotos. Der Rand hat fast schon die Farbe der Rückseite, die bei mir übrigens dunkler als auf den Photos ausfällt, was mir aber persönlich besser gefällt. Es ist ein elegantes Petrol, das sich auch als allgemeine Farbe auf einer Gitarre sehr gut machte. Der Korpus ist dreiteilig und harmonisch zusammengefügt auf der Rückseite. Das Palisandergriffbrett ist sehr schön dunkel und gleichmäßig. Der Ahornhals ist hell und wenig auffällig gemasert. 
Zur Ausstattung: Was natürlich sofort auffällt, ist der fehlende Rhythm Circuit, den ich eigentlich sehr gerne gehabt hätte, weil er zu JM oder Jaguar nun mal einfach dazugehört. Ich nutze diesen zwar kaum, aber warum Fender ihn so oft an diesen Modellen weglässt, erschließt sich mir trotzdem nicht. An die Stelle des RC ist nun der Pick Up Switch gerückt, den ich lieber an der gewohnten Stelle gehabt hätte, weil man unten weniger oft aus Versehen beim Spielen gegen diesen kommt. Daraus ergibt sich natürlich auch, dass man ein unkonventionelles Schlagbrett hat, was ein Austauschen erschwert. Zumindest hat man mit Perloid aber die optisch richtige Wahl getroffen. Die Perlmuttoptik passt sehr gut zu dem an den Ozean erinnernden Finish. Perloid Griffbretteinlagen hätten das Ganze noch mehr abgerundet m.M.n. Ebenso ein matching Headstock. Beides hätte bei dem Geld ruhig noch drin sein können. 
Aber nicht nur in den Punkten unterscheidet sie sich, sondern auch in der Elektronik. So hat man statt der typischen 1 meg Potis welche mit 250 k. Daraus resultiert ein weniger brillanter Klang. Auch der der Tonabnehmer ist nicht so höhenlastig wie sonst. Es sind im Übrigen echte Jazzmaster PUs nicht wie sonst teilweise bei japanischen Modellen stratocaster-artige im JM-Gehäuse. Da ich sie für Shoegaze bzw. Rock im Allgemeinen nutze, kommt mir das aber sehr entgegen. Verzerrt lösen die PUs gut auf und Töne lassen sich gut differenzieren. Clean klingt der Halsabnehmer aber dennoch typisch glockig und der am Steg bissiger. Scharfe Surf-Rock- oder Spaghetti-Western-Klänge kann man ihr damit trotzdem entlocken. Auch durch den Umstand, dass sie eine Mustang Bridge statt der originalen hat, ist der Klang nicht so spitz und sustainarm. Das Tremolo hat keinerlei Spiel und die Gitarre bleibt trotz dessen Einsatz stimmstabil. Ich musste allerdings nach vier Wochen die Mutter des Tremolos bereits festziehen, weil sie sich gelöst hatte, was sich durch mangelnden Griff des Arms und ein allgemeines Wackeln der Teile bemerkbar machte. Nun ist es aber i.O. Die gute Stimmstabilität kommt eventuell auch durch die Lockingtuner zustande, da die Saiten aufgrund der fehlenden Wicklungen wie sonst üblich kaum Spiel zum Verstimmen haben. Es ist meine erste Gitarre mit solchen und ich bin sehr angetan davon. Das Wechseln der Saiten geht damit aber im Vergleich zu normalen Vintage Mechaniken auch nicht viel schneller vonstatten. Auch die Wahl auf Knochen statt Kunststoff für den Sattel trägt mit Sicherheit zur Stabilität bei. Ich musste meinen allerdings auffeilen, da ich von dem werksseitigen 9-42er auf einen 11-56er Satz gewechselt bin. 
Die Bespielbarkeit und Verarbeitung sind tadellos. Über japanische Qualität liest man allgemein ja viel Gutes. Der Hals ist relativ dünn und durch das Satin-Finish gleitet man sehr gut über ihn ohne, dass man wegen schwitzender Hände an ihm klebte. Die Bünde stehen nicht über und wurden sauber entgratet. Mir gefallen die Narrow Tall Frets als Rhythmusspieler sehr gut. Zu bemängeln war allerdings das Setup ab Werk. Die Brücke war wahnsinnig hochgeschraubt, sodass man insbesondere in den sehr hohen Lagen nicht wirklich gut spielen konnte. Sonst war es aber i.O. Die Gitarre ließ sich im Weiteren für meine Bedürfnisse aber perfekt einstellen. Sie wiegt übrigens 3,6 kg. Da wäre sicherlich noch etwas gegangen, aber durch den fehlenden Rhythm Circuit ist der Korpus verhältnismäßig wenig ausgespart im Inneren und alles recht flach ausgefräst. Es wurde Abschirmfarbe aufgetragen. Nur das Tremolofach ist unlackiert. Die Gitarre wird im Gigbag geliefert, dieser ist aber äußerst primitiv. Für die schöne Gitarre bräuchte man eigentlich einen Koffer.
Fazit: Wer eine optisch wunderschöne und tadellos verarbeitete Jazzmaster sucht und auf die traditionelle Ausstattung verzichten kann, ist mit dieser sehr gut bedient. Ob einem das den fast doppelten Preis zur Player II oder aber 2/3 des Preises einer amerikanischen Professional II wert ist, muss natürlich jeder selbst wissen. Ich kann mich jedenfalls nicht an ihr satt sehen und spiele sehr gerne auf ihr. 
Thomann sollte öfter mal Sachen aus Japan verkaufen. Gerade was Offsets angeht, gibt es da so viel interessantere Sachen als aus den USA oder Mexiko.