Zum aktuellen Preis ist das Vocaster Two durchaus ordentlich was den Klang angeht, hat aber so seine Eigenheiten.
Gleich zu Anfang sei hervorgehoben, dass das Vocaster Two eines der wenigen Interfaces ist, dass über Bluetooth oder TRRS 3.5 Klinke das vollständige Einbinden eines Smartphones erlaubt wie das auch bei Freisprecheinrichtungen der Fall ist. Da dies ein sehr seltenes Alleinstellungsmerkmal ist, kann es durchaus Sinn ergeben, sich so ein Vocaster Two neben ein Motu UL oder Topping e8x8 zu stellen. (Selbst wenn es dann nur für die eigene Kommunikation benutzt wird und kein Podcast-Gebimsel damit verübt wird :)
Das ist ein extra Stern wert, den es sonst nicht bekommen hätte. Und das ist dann unabhängig aller weiterer Kritik auch eine Geräte-Empfehlung.
Für volle Punktzahl reicht's dennoch nicht ganz.
Soundtechnisch durchaus auf Höhe von Scarlett und Co., also schon so gut, dass man Klangprobleme nicht mehr auf das Interface schieben kann, die sind ab dem Level im Blindvergleich mehr wirklich unterscheidbar. Frequenzgang und Klirr sind auf der sicheren Seite.
Leider hatte ich teilweise hörbare Störungen, denn wenn das Gerät ensprechend positioniert war gab's leises Räuscheln / Brizzeln durch Einstrahlungen von Schaltnetzteilen und Co. ins Plastikgehäuse. Da ist also Obacht geboten.
Die Preamps sind in der Preisklasse ein Schmankerl, ob die 70 dB nativ erzielt werden weiß ich nicht, aber sie funktionieren wirklich gut und sind praxistauglich.
Die 48 kHz Begrenzung spielt für Stimm- und Gesangsaufnahmen, bzw. der Wiedergabe absolut keine Rolle. Höhere Samplingraten werden erst benötigt, wenn man die Zeitachse in der DAW dehnt. Also eher nie, auch wenn das von 'HighEndern' gerne bezweifelt wird. So wird zumindest die CPU geschont und unnötige 192 kHz Datenfluten vermieden.
Hochohmige Eingänge für Gitarre sucht man vergebens. Und der eine Line-Eingang ist als besagter unsymmetrischer 3.5 mm TRRS Stereo-Klinke ausgeführt.
Der Kopfhörerausgang mit knapp 5 Ohm Ausgangsimpedanz und genügend Leistung für niederohmige Kopfhörer passt.
Auch eher kompromissbehaftet ist der Kamera-Aux Ausgang, der gut 20 dB im Dynamikumfang abfällt im Vergleich zu den brauchbaren Main-Monitor-Ausgängen.
Die Firm-/Software für'n Vocaster wurde angepasst, Kompressor und der sehr vage EQ lassen sich nun individuell einstellen. Besser als nichts, man wünscht sich dennoch einen parametrischen EQ mit nachvollziehbaren Eckfrequenzen und grafischer Darstellung.
Das Gehäuse hätte etwas kompakter ausfallen dürfen, und mit Sicherheit wird es nach längerer Benutzung optisch leiden.
Die Mute Buttons sind eine feine Sache die Loopback Kanäle ebenso. Da muss man sich halt reintüddeln. Sogar die Nutzung mit Tablets ist prinzipiell machbar.
Kombiniert am Mac, z.B. mit der SoundDesk App, hat man ein lustiges Gespann und kann Lautsprecher / Mikros perfekt entzerren und routen.
In der DAW werden alle 10(?) Kanäle als Einzelspuren erkannt.
Und jetzt der irritierende Teil:
Die Mikrofoneingänge sind fix auf den Ausgang gesetzt, nennt sich dann 'real time monitoring' ist aber nicht schaltbar. Das wiederrum bedeutet, möchte man nicht immer die Mikros auf dem Ausgang am Monitoring haben, muss man z.B. mit dem vorhandenen Computer Audio Ausgang oder dem eines anderen Interfaces arbeiten. Hm ...
Noch ein paar Daten:
Frequenzumfang Eingänge:
20Hz to 20kHz +0/-0.5 dB
1/8" / 3.5 mm Ausgang: 20Hz to 20kHz
1/4" Monitor-Ausgang: 20Hz to 20kHz ±0.15 dB
1/4" Kopfhörer-Ausgang: 20Hz to 20kHz ±0.5 dB
Max. Eingangs-Pegel:
Mic +12.5 dBu
Aux +1 dBu
Max. Ausgangs-Pegel:
1/4" Monitor +14 dBu
1/4" Kopfhörer +6.5 dBu at 0 dBFS
1/8" / 3.5 mm Aux : -26 dBu
1/8" / 3.5 mm Line: -24.5 dBu
Kopfhörerausgang:
28 mW bei 32 Ohm / 8.5 mW bei 270 Ohm
Impedanz Eingänge:
Mic 3 kOhm
Aux 18 kOhm
Impedanz Ausgänge:
1/4" Line 440 Ohm
1/4" Kopfhörer 5 Ohm
1/8" / 3.5 mm 220 Ohm
THD+N Eingänge: ≤ -94 dB
1/4" Line ≤ -96 dB
1/4" Kopfhörer -96 dB
1/8" / 3.5 mm (Kamera) -73 dB