Zunächst vorneweg: Natürlich kann diese elektrische Geige nicht mit weitaus teureren mithalten, was Verarbeitung und vor allem Klang und Feingefühl angeht. Und elektrische Geigen sind auch nie identisch mit einer echten Geige, vor allem im Spielgefühl, so mein Eindruck.
Da ich das auch gar nicht erwartet hatte, war ich von diesem Instrument sehr postiv überrascht.
Mit diesem Instrument habe ich ein - nicht ganz so teures - Zweitinstrument gesucht, rein für leise Übungsstunden, ohne dass ich die Nachbarn über Gebühr nerve - ein Problem, was Menschen mit Geigen immer wieder zu haben scheinen. Und diesen Zwek erfüllt das Instrument ganz hervorragend - in der Woche, die ich es jetzt schon habe, hat es sich bereits einen festen Platz im Alltag gesichert (dieses Instrument zum Üben und Ausprobieren, die echte Geige mit Tonwolf zum Umsetzen und ohne, wenn es mir vor allem um den Klang geht).
In der gleichen Preisklasse von 100-150 Eur habe ich woanders auch schon viele zusammengeschusterte "Geigen" gesehen, die nur optisch an Geigen erinnern, aber völlig unbenutzbar waren ... Dieses Instrument dagegen ist stabil und solide und ließ sich auch gut stimmen (und es ist vielleicht ein Symptom für die schlechte Qualität die ich schon woanders gesehen habe, dass ich hinzufüge, dass sich die Wirbel natürlich nicht wieder in ungespannte Ausgangslage zurückgedreht haben, sondern da blieben, wo ich sie hingedreht habe - also so wie es sein sollte).
(Vielleicht als Tipp für ganz Unerfahrene: Da die Seiten anfangs allesamt über eine Oktave zu tief waren, habe ich mir Zeit gelassen mit dem Stimmen - gute Erfahrung habe ich damit gemacht, alle Seiten gleichmäßig immer ein Stückchen weiter zu spannen, am besten mit den stärksten (den tiefsten) anfangen. Darauf achten, dass der Steg nicht umfällt und wenn er zu schief wird beim Stimmen, mit etwas Feingefühl wieder gerade drücken und weitermachen. Die Wirbel sind etwas schwergängiger als ich es von meiner akustischen Geige gewohnt war, aber ließen sich mit etwas Geduld und Gefühl aber doch gut bewegen (wenn sie sich verhaken sollten, reicht es auch schon, sie kurz wieder ein Stück zurückzudrehen). Am ersten Tag habe ich das Instrument nur vorgestimmt, und eine Nacht liegen lassen, damit es sich an den Zug der Seiten gewöhnt und am nächsten Tag hielten die Seiten nach dem richtigen Stimmen ihre Lage dann auch bei.)
Der Korpus ist solide und das Griffbrett gut bespielbar, ein insgesamt voll funktionsfähiges Instrument (natürlich darf man bei dem Preis keine Wunder erwarten).
Die Seiten könnten wirklich besser sein, aber ausgetauscht habe ich sie nicht, da
es für meinen Zweck erstmal reicht. Der Bogen war schon irgendwie spielbar, aber nach kurzer Zeit habe ich dann doch einen anderen genommen. Zum Kolophon kann ich nichts sagen, das habe ich gar nicht angerührt, sondern auf das altbewährte zurückgegriffen. Der Koffer ist stabil und die Geige ist schwebend gelagert (was man bei dieser Preisklasse auch nicht unbedingt immer hätte).
Der Klang über die Kopfhörer ist in Ordnung, wäre beim Anschließen an eine richtige Anlage aber wahrscheinlich deutlich besser - wenn man damit leben kann, dass man nicht das Singen der Geige hört, was eine echte den Tönen mitgibt, ist der Klang ohne jeden Verstärker auch in Ordnung, zumindest zum rein mechanischen Üben, wofür ich sie verwende.
Insgesamt - und unter den anfangs genannten Voraussetzungen - ist diese Geige ein super Instrument, das den Zweck, für den ich es gedacht habe, gut erfüllt und mit dem ich sehr zufrieden bin.