Ich habe viele sehr positive Reviews über die Kramer Baretta Special gesehen, also habe ich mir eine bestellt. Und zwar als Basis für eigene Modifikationen, denn ich hatte eigentlich gedacht, dass die Reviews, die ich gesehen habe, die Baretta Special ein wenig zu viel loben.
Nun, als ich sie dann (nach Thomann-Art mit sehr schneller Lieferzeit und sehr gut verpackt) erhalten habe, musste ich diese Meinung ein wenig revidieren. Denn die Baretta Special (zumindest mein Exemplar) ist fast noch besser, als sie in den Reviews dargestellt wurde.
Der Hals ist ein Traum. Satin-Finish, und (für meine Hände) eine super angenehme Form, mit rund 20 mm Halsdicke am 1ten Bund und ca. 23 mm am 12ten Bund. Der Hals war sehr gerade, kein Nachstellen der Halskrümmung nötig, und die Bünde sind sehr gut abgerichtet. Ab Werk war die Saitenlage schon ganz ok und direkt aus dem Karton spielbar (und das bei dem Preis!), aber es geht noch deutlich niedriger. 1,5 mm beim tiefen E waren null Problem und völlig schnarrfrei. Da hatte ich schon Gitarren für den 5-fachen Preis,die das nicht so gut konnten bzw. mehr Nacharbeit (Halskrümmung anpassen, Bünde abrichten) benötigten. Also wirklich top, und ganz besonders angesichts des niedrigen Preises.
Ich fand die Bespielbarkeit sehr gut, obwohl ich höhere Bünde bevorzuge.
Zur Stimmstabilität: das Vibrato (manche nennen es fälschlicherweise Tremolo) ist, wie fast alle 6-Schrauben-Vibratos, nicht stimmstabil. Das war mir vor dem Kauf klar. Also: Vibrato mit 2 Stücken Holz geblockt, um die Baretta als Hardtail-Gitarre zu benutzen. Vibratogebrauch kann zu Verstimmung f+hren, und ein geblocktes Vibrato verhindert das. Weil es aber besser geht, baue ich demnächst einen Graph Tech Sattel ein.
Die Werks-Tuner sind, nach Anziehen aller Schrauben, erstaunlich gut, ich werde sie aber, aus optischen Gründen, gegen schwarze Tuner austauschen. Nötig ist der Tausch aber definitiv nicht.
Sound: nachdem ich den Pickup etwas heruntergeschraubt habe,klingt sie wirklich gut. Er ist eher einer von der heißeren Sorte, akso kein Vintage PAF. Der Pickup ist grob mit einem Duncan JB vergleichbar.
Der verbaute Treble-Bleed-Capacitor hat meinem Gusto nach eine zu hohe Kapazität. Dadurch klingt es ,meinem Geschmack nach, beim Herunteregeln der Lautstärke, zu dünn. Ich habe den einfach entfernt, und gut ist es. Das Poti ist ein Fullsize-Poti und fühlt sich sehr gut an. Es hat etwas Widerstand, sodass man nicht schon beim Hingucken die Lautstärke versehentlich verstellt. Ich mag das sehr. Ich hatte geplant, das Poti gegen ein höherwertiges auszutauschen, werde das aber nicht machen. Das verbaute Poti ist völlig ok und ziemlich gut.
Insgesamt klingt die Baretta Special wirklich wirklich gut (nicht nur angesichts des Preises). Da gibt es nix zu Meckern, und schon gar nicht bei dem Schotten-Preis. Und wem der Pickup nicht gefällt, der kann den ja austauschen.
Die Lackierung sieht top aus, und ich habe nicht den allerkleinsten Fehler gefunden. Selbst bei wesentlich teureren Gitarren finde ich oft kleine, unwesentliche Fehlerchen im Lack, nicht so bei der Baretta. Erneut ein klarer Daumen nach oben. Und der blaue Metallic-Lack sieht wirklich gut aus. Daumen hoch auch dafür, dass die Kopfplatte passend lackiert ist. Was zahl man noch gleich für ne Fender Strat mit Kopfplatte im Body-Finish? Na?
Fazit: super gute Gitarre, falls man ohne Vibrato auskommt.
Und wer ein Vibrato braucht: die Baretta Special ist so gut, dass es sich auf jeden Fall lohnt, nen Gitarrenbauer ein stimmstabileres 2-Punkt-Vibrato einbauen zu lassen. Oder es selbst zu machen, sofern man die handwerklichen Fähigkeiten und das nötige Werkzeug hat.
Features hat sie nicht viele, sie ist ein One-Trick-Pony, aber den einen Trick (EVH und 80s Hairmetal Sounds) kann sie wirklich gut, sie sieht (meinem Gusto nach) top aus (besonders in blau oder lila), ist angenehm spielbar, ab Werk gut eingestellt und mindestens das Doppelte des Kaufpreises wert, eher mehr.