Zugeschlagen habe ich, als das Gerät noch bei ca. 900,- lag. Die Aussicht, einen echten Moog zu besitzen, die online zu findenden Klangbeispiele sowie die Semimodularität waren zu verlockend. Nicht zu vergessen auch die Optik, die ich toll finde - ich finde das ewige schwarz bis silber bei Synthies extrem langweilig und die gewagte Farbgebung des Grandmother sehr erfrischend.
Der Sound ist toll, charaktervoll und aufregend (aber auch sehr raumeinnehmend - links und rechts lässt die Grandmother ohne etwas Frequenzbeschneidung meiner Meinung nach recht wenig Platz im Mix). Die Klangbeispiele hier bei Thomann bzw. an den sonstigen einschlägigen Online-Stellen stimmen einen gut auf den Charakter der Grandmother ein. Die Architektur ist mit zwei Oszillatoren, einer Hüllkurve und einem LFO natürlich recht schlicht. Durch die Semimodularität lässt sich aber mit dem Gerät allein (also bereits ohne extern zu verkabeln) einiges an Flexibilität erreichen. Den sehr simplen Federhall (man kann ihn nur dazu- und wegmixen) empfinde ich als sehr schön und als Bereicherung des Sounds. High-End-gewohnte Nutzer beschreiben ihn häufig als "matschig" und wenig nützlich. Dies variiert sicher nach Anspruch. Ich bin Lo-Fi gewohnt und mag den Grandmother-Hall gut leiden.
Gibt es auch etwas, das mir an der Grandmother nicht so gut passt? Ja, überraschenderweise die Verarbeitung. Ich hatte mich auch für den Kauf eines Moog entschieden, weil ich die Erwartung hatte, ein hochwertig verarbeitetes Gerät zu erwerben. Hier wurde ich ernüchtert. Wie bei so vielen anderen Nutzern ist auch bei meinem Gerät die fragwürdige Qualität der Potis durchgeschlagen. Nach einiger Zeit gar nicht mal so intensiver Nutzung fing nämlich mein Reverb-Poti am unteren Ende bei Drehung an zu Knacksen. Dies ließ sich zwar im laufenden Betrieb immer "rausdrehen", blieb aber Ärgernis. Der Service von Thomann hat das Problem schließlich (kurz vor Garantieende) behoben. Mein Cutoff-Poti - ein weiterer heisser Knacks-Kandidat laut Online-Foren - hat sich bislang noch nicht gemeldet. Für wie lange, bleibt aber fraglich. Wäre natürlich sicher etwas, was am Ende sich auch beheben ließe. Übergroßes Vertrauen schafft das aber nicht - sehr schade!
Behalten habe ich die Grandmother trotzdem - dafür ist sie einfach zu sehr optisches und akustisches Prachtstück. Wer das Geld hat, einen vielseitigen, charakterstarken Synthesizer mit - Semimodularität sei Dank - viel Erweiterungspotenzial sucht und paranoiaresistent bezüglich möglicher Potiknacksereien ist, der schlage zu: Der Klang ist unglaublich gut!