Ich habe mich über die Jahre von einem Audio Technica ATH M50 (2012) zu einem Sennheiser HD650 (2018) zu diesem Kopfhörern "hochgearbeitet". Die Kopfhörerkosten sind also mit meiner Gehörbildung mitgewachsen. Dementsprechend möchte ich im Folgenden die NDH 30 relativ zu diese beiden gängigen Kopfhörermodellen einordnen, anstatt mich wenig hilfreicher Absolutaussagen zu bedienen.
Im Vergleich zu M50 und HD650 erstreckt sich das Low End auf den NDH 30 tiefer, Subbass Anteile von Kicks und tiefen Synthbässen sind nicht nur deutlich stärker, sondern auch deutlich abgegrenzter wahrnehmbar. Wo der M50 in diesem Bereich generell sehr dünn ist, hat der HD650 dort zwar Wiedergabe, allerdings wirkt der HD650 im Vergleich matschig und eine Differenzierung von Bassinstrumenten im Bereich < 100 Hz ist deutlich schwieriger.
Dieser Eindruck der besseren Auflösung ist auch in hohen Frequenzen vorhanden. Es fällt mir mit den NDH 30 deutlich einfacher, hohe Frequenzen in Gitarren, Vocals und Becken auseinander zu dividieren und störende Frequenzen schnell einem bestimmten Instrument zuzuordnen. Die M50 wirken im Vergleich kratzig in den Hochmitten, die HD650 sind dort sehr samtig weich aber dafür etwas undifferenziert.
Der M50 wirkt deutlich mittenbetont (400-1000 Hz) im Vergleich zum NDH 30, der HD650 wirkt deutlich wärmer als der NDH 30. Der NDH 30 hat betont die Hochmitten etwas, allerdings ohne klirrend oder schrill zu werden. In meinen Mixen hat es sich so dargestellt, dass ich zu M50 Zeiten den Subbass praktisch rausgemischt und Mitten um 600 Hz in Gitarren sehr stark "gescooped" habe, während zu HD650 Zeiten meine Mixes tendenziell immer etwas zu hell und auf anderen Abhören harsch in den Hochmitten waren. Mit dem NDH 30 bin ich in der Kombination mit jahrelanger Gehörbildung und meinen generellen Hörvorlieben nun an einem Sweetspot angelangt, an dem ich auch ohne exzessives Referenzieren intuitiv eine für meinen Geschmack gute Mixbalance finden kann, die auch auf anderen Abhören nicht wieder auseinanderfällt.
Nach diesem Lob der Klangdarstellung nun zwei Einschränkungen, die sich auf den Tragekomfort beziehen.
Ich habe relativ kleine Ohren und die großen Ohrmuscheln der NDH 30 erlauben einen gewissen Spielraum. Das führt dazu, dass der NDH 30 auf dem Kopf etwas hin und herrutschen kann bei Bewegung und sich dadurch der Höreindruck verändert, weil sich Abstand und Winkel von Ohr zu Membran etwas verändern können. Ich habe gelernt, das zu kompensieren, aber die Frage "hab ich den Kopfhörer richtig auf?" ist eigentlich keine, die ich mir beim konzentrierten Arbeiten ständig stellen möchte.
Der zweite Punkt ist, dass der Bügel des Kopfhörers an der Oberseite meines Kopfes nach ~30 min Tragen eine schmerzhafte Druckstelle verursacht. Das passiert umso schneller, desto fester ich den Kopfhörer festzurre, um Wackeln zu verhindern. Vielleicht habe ich einfach Pech gehabt, dass meine Kopfform und die Bügelform nicht gut zusammen passen, aber das Problem hatte ich weder beim M50 noch beim HD650.
Ich gebe trotzdem volle Punktzahl, weil meine Beschwerden mit dem Kopfhörer vermutlich mit meiner genauen Kopfform zu tun haben. Zumindest kann ich diese Beschwerden nicht auf einen offensichtlichen Designfehler o.ä. zurückführen. In der oberen Mitte des Bügels gibt es keine Erhabenheit oder ähnliches, die den Druckschmerz verursachen könnte.