Als Pedalplattform-Spieler bevorzuge ich Röhren-Amps mit schillernden, perligen und dynamisch-offenen Cleansounds. Unterschiedliche Overdrive- und Distortionsounds werden bei mir ausschließlich über Bodentreter erzeugt.
Als Live-Backup war ich aber noch auf der Suche nach einem verlässlichen, ausreichend starken und pedaltauglichen Transistor-Amp, der dazu noch handlich und leicht sein sollte. Im Idealfall mit internem Hall, um mir den Reverb als Bodenpedal sparen zu können. Vor diesem Hintergrund weckte der Quilter Tone Block 202 mein Interesse.
Natürlich vergleiche ich die Dynamik, Wärme und das Funkelnde eines schönen Röhrenamp-Cleansounds nicht mit dem eines Solide State, selbstredend. Aber meine Erwartungen an den Cleansound des Quilter Tone Block 202 gingen in die Richtung eines Orange Super Crush 100, den ich schon mal als Topteil hatte und der für mich einen mega tollen Cleansound hat. Nur wollte ich jetzt etwas Handliches für in die Gig-Tasche als Reserve und kein großes Topteil.
Also ging es mit dem Quilter in den Proberaum zum Testen (Strat und Paula). Was der Amp auf jeden Fall kann ist laut! Und zwar im Bedarfsfall brachial laut! Selbst gegen einen kräftig dreschenden Rockdrummer sind mehr als genug Reserven vorhanden. Eines der Kriterien erfüllt, prima.
Clean bleibt er auch, selbst bis in höchste Lautstärken und ermöglicht damit den Wegfall der 4-Kabel-Methode für Delays. Die kann man auf jeden Fall (wie bei fast allen Solide States) vor den Amp hängen und den Hall hat er ja sowieso intern. Vermeintlich also die ideale Pedal-Plattform, die ich suchte und als solche der Quilter auch beworben wird.
Praktisch ebenso die Features und Einstellmöglichkeiten, z.B. "send" und "return" auf der Frontseite, für jene, die trotzdem den Effektloop verwenden möchten. Der Hall klingt gut und die Klangregelung arbeitet sehr effizient. Sehr schön auch, dass der Amp Speaker bis 4 Ohm nimmt, womit man sehr flexibel bei der Boxenauswahl bleibt.
"Overdriven" habe ich ihn nicht weiter ausprobiert, da wie eingangs beschrieben für mich nur der Cleansound relevant ist. Und genau der hat mich leider nicht wirklich überzeugt. Die Kiste hat zwar Druck ohne Ende und für einen Solide State eine recht gute Dynamik, aber egal bei welchen Klangeinstellungen wirkt der Grundsound auf mich sehr bassig. Ich will nicht sagen dumpf, aber es fehlt ihm meines Erachtens genau das Schillernde in den Höhen und Mitten, die ein Orange Super Crush 100 oder selbst der günstige Blackstar Debut 100RH Head Black bieten. Selbst das Orange Pedal Baby finde ich vom Cleansound her noch interessanter. Alle genannten Alternativen sind im Preis wesentlich niedriger angesiedelt, als der Quilter.
Zweiter Kritikpunkt ist die meines Erachtens nicht so wirklich ausgeprägte Pedal-Freundlichkeit im Bezug auf Overdrive- und Distortion Effekte. Wenn ein Amp mit dem Standard Overdrive Treter BOSS SD-1 nicht so wirklich kann, gehe ich schon mal in Hab-Acht-Stellung. Denn hier brachte der Quilter selbst mit ordentlich Treble und Mids nur einen tiefen, "dosenähnlichen" Sound zutage, dem jegliches "Bizzeln und Bruzzeln" fehlte. Irgendwie langweilig und emotionslos. Sogar mit meinem sehr flexibel einstellbaren BOSS Angry Driver oder dem sowieso etwas spitzer klingenden Blues-Driver von BOSS konnte ich kein für mich zufriedenstellendes Ergebnis erzielen.
Summa summarum kam der Quilter Toneblock vor dem Hintergrund des nicht gerade günstigen Preises daher nicht in Frage. Der mächtige Schalldruck, die angenehm kompakte Größe, die gute Ausstattung und sinnvolle Gestaltung der Features bewerte ich als sehr positiv. Aber wenn mir der Grundsound nicht gefällt und der Großteil meiner Overdrive- und Distortionpedals irgendwie nicht mit dem Amp harmonieren, schaue ich lieber weiter nach Alternativen im handlichen Transistor-Sektor. Der Quilter ist gut, ich jammere auf hohem Niveau, verdient meiner Meinung nach aber keine 5 Sterne.