Bei einem Amp kommt's ja immer darauf an, mit welchen Erwartungen man an ihn rangeht und was man von ihm möchte.
Bei den Klassikern aus der British- oder American-Ecke will man ja genau diesen Sound, den sie eben bieten. Ich mag diese Sounds und spiele sie auch gerne, trotzdem empfinde ich deren Gepräge auf den Sound immer als sehr stark: Manche Gitarren funktionieren dann sehr gut, andere weniger - der Amp ist dann ein sehr stark formendes Element des ganzen Settings.
Beim Supro Royale ist das etwas anders: Ich möchte sagen, er nimmt sich selbst nicht so wichtig, gleich einem guten Musiker in der Band, und stellt dadurch die jeweilige Gitarre und das eigene Spiel in den Vordergrund.
Mit ausreichend Headroom-Reserven bringt er einen wundervollen, cleanen und druckvollen Sound, mit einer Direktheit in der Ansprache, als wären die Finger Teil des Amps.
Wer einen Amp mit starkem Eigencharakter sucht, der wird hier wahrscheinlich weniger glücklich. Es ist andersrum so: Hier kommen die Gitarren und die Finger zum Singen und man hört die Eigenschaften der einzelnen Gitarrenmodelle heraus, dass es eine Freude ist. Ob Strat, Tele, Halbakustische, ob Singlecoil oder Humbucker, ich habe bisher keine Gitarre angeschlossen, bei der es nicht auf die je eigene Weise gut geklungen hätte.
Was schon stimmt: Den Sound bei neutralem EQ kann man als basslastig empfinden - der EQ stellt sich jedoch als so wirksam heraus, dass man für alles eine passende Einstellung finden kann.
Für mich ist er ein Amp, der genau den Sound in die Luft bringt, den man durch seine Pedale, Gitarren und natürlich die Finger zusammenbaut. Das mag puristisch sein, manchmal ist es aber genau das, was man von einem Amp erwartet.
Ich spiele den Head mit dem passenden 1x12er Cabinet, das sieht nicht zuletzt auch recht schick aus.
Einziger Nachteil bisher: Eigentlich wollte ich den Amp auch mal mit der 4-Kabel-Methode mit dem QuadCortex verbinden, um auch mal ein Amp-Capture drüber zu spielen, gerade bei dem neutralen Sound des Supros stellte ich mir das ganz passend vor. Nun kommt der Return-Weg aber hinter dem Master wieder zurück in den Amp, was bei einigen Amps ja so gebaut ist und in mancher Hinsicht auch Sinn macht. Das bedeutet nur, dass man die Lautstärke nun nicht mehr mit dem Master runterregeln kann, der Amp ist dann auf 35 bzw. 50 Watt aufgedreht, und das ist wirklich sehr laut. Runtergeregelt wird dann über den QuadCortex, aber das bedeutet zum Einen, dass ich das Signal so weit runterdrehen muss, dass ein sehr leises Ausgangssignal aus dem Quadcortex vom Amp wieder groß aufgepustet wird. Zum anderen auch das: jedes Knacksen in der Leitung hinter dem Quad Cortex kommt ganz groß raus.
Letztendlich nicht praktikabel über den FX-Loop: ich nutze den QuadCortex dann als Effektgeber vor dem Input - oder dann auch lieber wieder ganz normale Pedale… und vermisse auch kein Amp-Capture, bei dem Sound vom Supro.