Bei dem momentan sehr günstigen Preis von 99 Euro konnte ich nicht umhin, zwei LA-2A von UAFX zu kaufen, um sie an einem Mackie-Mixer einzusetzen. Die typische Anwendung bei mir ist Gesang und Gitarre, wobei im Einschleifweg (Insert) der Mischpultkanäle jeweils ein Kompressor liegt. Bisher hatte ich zwei OB.1 Opto-Kompressoren von Strymon im Einsatz, was sehr gut funktioniert hat. Allerdings haben bei beiden im Laufe der Zeit die Potis angefangen zu kratzen und eine Reparatur erwies sich als nicht ganz einfach. Für ein Rackgerät fehlte mir der Platz, deshalb kam ich auf die Idee, diese Pedale einzusetzen. Leider hat sich hier wieder mal bewahrheitet: Wer billig kauft, kauft zweimal…
Für den Preis eines Originals von Teletronix bekäme man locker Dutzende dieser UAFX-Pedale und auch ein analoger Klon ist nicht ganz billig. Der Teletronix LA-2A gehört neben dem Urei 1176 zu den bekanntesten Studio-Kompressoren und ist bekannt für sein “gutmütiges” und unauffälliges Regelverhalten. Im Original ist er als Rackgerät mit Röhren aufgebaut und enthält als Regelelement einen speziellen Optokoppler (LDR + EL), der Attack-Zeiten im Bereich von 1 - 10 ms und Release-Zeiten von 5 - 500 ms aufweist, wobei diese Zeiten stark von der Aussteuerung und der Kompression abhängen und nicht einstellbar sind. Der LA-2A von UAFX versucht diese positiven Eigenschaften des Originals digital zu emulieren, aber wie sich herausstellt, fügt er eine negative hinzu: Latenz (siehe unten).
Neben dem LA-2A habe ich auch den 1176 und den MAX von UAFX zum Vergleich herangezogen, wobei der MAX ein Stereo-Kompressor ist, der drei verschiedene Kompressoren emulieren kann (LA-2A, 1176 und Dynacomp). Leider ist er auch dreimal so teuer und nicht besonders intuitiv in der Bedienung. Daher schied er aus dem Rennen aus. Der 1176 erwies sich als wenig pegelfest im Insert meines Mixers und verursachte Verzerrungen. Übrig blieb von UAFX also nur der LA-2A, der sich im Insert-Weg sehr ähnlich verhält wie der nicht mehr lieferbare Strymon OB.1 oder dessen Nachfolger Compadre. Letzterer ist aber deutlich teurer.
Der LA-2A von UAFX hat drei Regler: Mit PEAK stellt man den Punkt ein, ab dem die Kompression einsetzt, was durch Farbwechsel der LED von grün auf gelb angezeigt wird (sanfte Kompression). Leuchtet die LED rot auf, bedeutet das deutlich hörbare Kompression mit Peaking beim Attack. Mit GAIN stellt man die Ausgangslautstärke ein, wobei es bei ca. 4 Volt peak-to-peak zu Clipping kommt. Die Attack-Zeiten sind nicht einstellbar und variieren wie gesagt mit der Aussteuerung. Die Release-Zeiten kann man mit einem Schiebeschalter auf der Rückseite schneller oder langsamer machen, wobei ich die Stellung FAST bevorzuge.
Mit dem MIX-Regler kann man das unkomprimierte Eingangssignal hinzumischen (Parallelkompression). Die Mittelstellung (12 Uhr) entspricht Unity Gain. Bei PEAK und GAIN auf Null (Linksanschlag), ist das Ausgangssignal dann gleich laut wie das Eingangssignal.
Allerdings - und das ist die Krux aller UAFX-Kompressoren - ist das Ausgangssignal um ca. 3,3 Millisekunden verzögert. Diese Latenz kommt von dem digitalen Signalprozessor (DSP) und tritt immer auf, solange das Pedal eingeschaltet ist, auch ohne Kompression. Bei True Bypass ist die Latenz selbstverständlich gleich Null.
Latenzen von einigen Millisekunden sind für das menschliche Ohr problemlos wahrnehmbar, denn die Laufzeitdifferenzen von einem Ohr zum anderen liegen im Bereich von 1 ms, worauf unser Richtungshören beruht. Eine Latenz von 3,33 ms verursacht eine Phasenverschiebung von 180 Grad bei Sinusschwingungen von 150 Hz und ungeraden Vielfachen dieser Frequenz.
Wer will, kann das folgendermaßen testen: Legt man das unkomprimierte Ausgangssignal des LA-2A und das Eingangssignal auf zwei Mischpult-Kanäle und mischt sie bei exakt gleichem Pegel zusammen (PEAK und GAIN auf Null, MIX auf 12 Uhr), so bekommt man eine Phasenauslöschung jeweils bei 150 Hz, 450 Hz, 750 Hz, 1050 Hz, 1350 Hz usw. Das kann bei akustischen Aufnahmen zu erheblichen Problemen führen, die bei analogen Kompressoren wie dem Strymon OB.1 oder Compadre nicht auftreten.
Alle drei Testkandidaten von UAFX haben ungefähr eine gleich hohe Latenz. Daher kann man allen drei Kandidaten nur eine eingeschränkte Studiotauglichkeit bescheinigen. Um die Latenz von 3,3 ms im Vergleich mit anderen Herstellern einzuordnen, habe ich im Labor ein paar digitale Effektpedale von Fishman, Boss und Strymon durchgemessen. Diese hatten alle Latenzen im Bereich zwischen 0,2 und 0,9 ms, also ganz erheblich niedriger! Das hätte ich von einem so renommierten Hersteller wie UAD nicht erwartet! Also entweder hat UAFX hier einen sehr langsamen DSP verbaut oder der Code ist sehr zeitaufwendig programmiert.
Fazit: Von den Features und vom Klang ist das LA-2A-Pedal von UAFX eine gute Wahl für Leute, die im Studio oder auf der Bühne eine relativ saubere Kompression brauchen für Gitarre oder Vocals, auch im Insert-Weg eines Mixers. Durch die Röhrensimulation wird das Signal fast unmerklich angewärmt. Die Attack-Zeiten sind abhängig von der Stärke der Kompression und gut geeignet für Gitarre und Vocals, weniger für Perkussion. Allerdings gibt es einen dicken Punktabzug für die hohe Latenz, die im Studio besonders bei akustischen Aufnahmen für Klangveränderungen sorgen kann. Diese liegt mit 3,3 Millisekunden weit über dem Durchschnitt von digitalen Effektpedalen anderer Hersteller.