Monophone Synthesizer mit Sequenzer machen vor allem Spaß. Treibende Basslines, catchy Melodien und hypnotische Sequenzen entstehen im Handumdrehen und der Sound lässt sich schnell anpassen. Aufgrund ihrer meist einfachen Struktur sind solche Geräte jedoch oft One-Trick-Ponys, die eine Sache zwar sehr gut können, aber auch schnell ihre Grenzen erreichen. Der hybride Synthesizer Behringer Grind ist hingegen ein 24-Trick-Pony, denn mit seinem digitalen Multi-Engine-Oszillator kann er unterschiedliche Synthesearten bereitstellen und liefert dadurch viel abwechslungsreichere Sounds als jeder andere Bassliner. Das analoge Filter und die semi-modularen Patch-Möglichkeiten erweitern sein Spektrum noch einmal und öffnen das Konzept für Interaktion mit anderen semi-modularen Synthesizer und Eurorack-Systemen.
Das Kernstück des Behringer Grind ist der Multi-Engine-Oszillator, der dem Eurorack-Modul „Brains” entspricht. Er bietet 15 Algorithmen von Mutable Instruments sowie neun weitere zur Auswahl. Dazu gehören u.a. Virtual-Analog, FM, Additiv, Chords, Karplus-Strong, Hypersaw und Wavetable, aber auch Drums/Percussion, Physical Modeling und Noise. Sogar ein spezieller Bassline-Modus à la TD-3 ist enthalten und in Zukunft könnten von Behringer noch weitere Modelle nachgereicht werden. Das analoge Filter lässt sich zwischen Tief- und Hochpass umschalten und modulieren. Der interne Sequenzer kann 64 Sequenzen mit jeweils bis zu 32 Steps abspeichern. Alternativ lässt sich ein Arpeggiator einsetzen. Über die Patch-Buchsen lassen sich die Parameter von Oszillator und Filter mit externen CV-Signalen steuern, externe Signale einspeisen und andere Geräte mit Grind ansteuern.
Einsteiger können mit dem Behringer Grind erste Erfahrungen mit dem semi-modularen Konzept sammeln. Idealerweise ist ein weiteres Gerät vorhanden, das unterschiedliche CV-Quellen besitzt, mit denen sich die Funktionen des Multi-Engine-Oszillators und weitere Parameter umfassend modulieren lassen. Durch die Interaktion mit weiteren Synthesizern potenzieren sich die Möglichkeiten von Grind erheblich. Doch auch in kleinen Setups liefert Grind mehr als ein üblich Mono-Synth. Basslines und Sequenzen sind hier abwechslungsreicher, sodass die Kombi aus einer Drum-Maschine und Grind schon für coole Minimal-Tracks ausreichen kann. Mehr ist natürlich immer möglich und Grind lässt sich auch in umfangreicheren Setups genauso gut integrieren. Es hängt selbstverständlich davon ab, welchen Workaround man bevorzugt.
Das in Deutschland von Uli Behringer gegründete und heute in China ansässige Unternehmen steht seit dem ersten Produkt, dem Studio Exciter F, für preiswertes Equipment. Mischpulte, wie das Eurodesk MX8000, sowie unzählige Signalprozessoren und später auch Beschallungsequipment ermöglichten es unzähligen Musikern auch bei begrenztem Budget ihre Heimstudios, Übungsräume und mobilen PAs mit Equipment auszurüsten, das sonst nicht erschwinglich war. Die Produktpalette von Behringer wuchs über die Jahre ständig weiter. Durch die Übernahme weiterer Firmen, u.a. Midas, Klark Teknik und TC Electronic, kamen nicht nur neue Produktgruppen hinzu, sondern es floss auch deren technisches Know How in die Produktentwicklung mit ein.
Abgesehen von der Chord-Engine ist der Grind zwar ein einstimmiger Synthesizer, dennoch kann er alle Sounds für einen kompletten Song bzw. Club-Track liefern. Dafür wird allerdings zusätzlich eine DAW oder eine Sample-Groovebox benötigt. Mithilfe des Multi-Engine-Oszillators können die für den Track benötigten Instrumente nacheinander mit dem Sequenzer eingespielt und anschließend in der DAW aufgezeichnet werden. Beginnend mit den Drums für einen Beat mit Kick, Snare, Hi-Hat etc., folgen darauf Bassline, Chords, Melodie und Sound-FX. Je nachdem, wie stark man die Sounds dabei moduliert, bieten sich kurze oder längere Sequenzen an, die in der DAW zurechtgeschnitten und bei Bedarf weiter editiert werden. Anschließend werden die so entstandenen Audio-Clips und Loops sortiert, um sie zu einem Song zu arrangieren oder mit einem Clip-Launcher in einer Session spontan zu triggern.