Der verzerrte Gitarrensound wurde nicht am Reißbrett konstruiert und nach den Vorstellungen einer bestimmten Person entwickelt, sondern entstand mehr oder weniger im Laufe der Zeit. In den 1950er Jahren war das Klangideal ein möglichst naturgetreu wiedergegebener Gitarrenton. Alles, was nur im Ansatz nach Verzerrung klang, wurde sofort mit einem defekten Verstärker oder Lautsprecher in Verbindung gebracht, und das war natürlich nicht erwünscht. Mit dem Start der Rock’n’Roll-Ära und Gitarristen, die ihre Röhrenverstärker etwas weiter aufdrehten, mischte ein neuer Sound die bis dahin eher brave Szene auf. Denn bei Vollanschlag spuckten die damaligen Amps (Abkürzung für Amplifier - Verstärker) einen verzerrten Ton aus, der den Rock’n’Roll- und Rockabilly-Gitarristen extrem gut gefiel, weil er aufregend neu war und sich von dem traditionellen Gitarrenton absetzte. In den 1960er Jahren etablierte sich dieses Klangbild weiter und als Grundregel galt, dass der Verstärker für den "richtigen Sound" weit aufgedreht werden musste. Folgerichtig konnte ein amtlicher Rocksound auch nur mit ordentlich Schalldruck konsumiert werden. Mit dem Start der Transistortechnologie erschien ein Gamechanger auf den Markt: Das Fuzz-Pedal. Ein kleiner Kasten, der zwischen Gitarre und Verstärker geschaltet wurde und für mehr Verzerrung sorgte, ohne Gehör und Verstärker an ihre Leistungsgrenze zu bringen. Letzterer konnte in schonender Lautstärke mit einem unverzerrten Ton eingestellt werden, und mit dem Einschalten des Fuzz-Pedals ertönte ein verzerrter Ton, der durch Transistoren erzeugt wurde. Aber dieser Sound klang recht brachial und eher wie ein Verstärker kurz vor dem Ableben, im Gegensatz zu einem angenehm übersteuerten Röhrenverstärker im gesättigten Zustand. Trotz allem war das Fuzz-Pedal damals der Renner und die Rolling Stones verewigten das Maestro Fuzz bei ihrem Song Satisfaction. Jimmy Page benutzte einen Sola Sound Tonebender beim Riff von Whole Lotta Love und Jimi Hendrix erzeugte seine schrägen Zerrsounds (u.a. Foxy Lady, Purple Haze) mit einem Dallas Arbiter Fuzz Face. Ende der 1960er Jahre kam die erste Generation des Big Muff von Electro Harmonix auf den Markt, ein Pedal, das einen etwas harmonischer klingenden Zerrsound mit einer Menge Sustain erzeugte.
In den 1970er Jahren erschienen die ersten Overdrive-Pedale (Overdrive - Übersteuerung), die eine etwas gemäßigtere Verzerrung erzeugen konnten, die tatsächlich eher in die Richtung eines angenehm übersteuerten Röhrenverstärkers tendierte. Der Boss OD-1 und der Ibanez Tube Screamer gelten bis heute als Referenz für Overdrive-Pedale, oft kopiert und nach wie vor sehr begehrt. Die Zeit und neue Trends brachten es mit sich, dass der übersteuerte Ton eines Overdrives vielen Gitarristen nicht mehr ausreichte. Aggressivere Sounds mit höheren Verzerrungsgraden wurden benötigt, allerdings mit harmonischer Verzerrung und nicht so harsch und schräg wie der Fuzz-Sound. Viele Gitarristen spielten dafür ihren bereits verzerrten Marshall-Amp mit einem vorgeschalteten Overdrive, um aus ihm das Maximum an Verzerrung herauszukitzeln. Deshalb war es auch nur eine Frage der Zeit, bis die Hersteller von Verzerrerpedalen die nächste Stufe einläuteten und Varianten mit höherem Zerrgrad und sattem Sustain auf den Markt brachten. Und auch in dieser Disziplin gibt es einige Pedal-Legenden wie den Boss DS-1 oder das MXR Distortion+. Diese Verzerrer werden als Distortion bezeichnet, die sich im Vergleich zu den kratzigen Fuzz-Pedalen eher am verzerrten Sound eines stark übersteuerten Röhrenverstärkers orientieren. Ein weiterer Meilenstein in dieser Kategorie war die ProCo The Rat – im Musikerjargon "Ratte" – die Anfang der 1980er Jahre auf den Markt kam. Im weiteren Verlauf der 1980er wuchs bei den ersten Metal-Bands auch der Wunsch nach noch mehr Verzerrung für ihre düsteren Metal-Riffs, dem unter anderen auch der japanische Hersteller Boss mit dem HM-2 und MT-2 nachkam.