Moin,
ich hab mir den Bausatz zum Geburtstag geschenkt, weil ich mal eine Gitarre bauen wollte, obwohl ich ja eigentlich Keyboarder bin und meine Gitarrenzeit in einer Schülerpunkband einige Jahrzehnte zurückliegt.
Das Paket kam schnell, gut verpackt und vollständig an.
Als Designvorlage habe ich mir die Schecter Sunset 6 Extreme SB und die Kopfplatte der Synyster (mit den Hörnchen :-) genommen.
Daher waren einige Tage Holzarbeit fällig (aussägen, schleifen, Bierbauchausschnitte, Kopfplatte, etc.) , was dank des relativ weichen Holzes auch gut ging. Allerdings muss man gut aufpassen, weil das weiche Holz auch schnell mal ne Delle kriegt. Danach wurde sie hammerschlag-schwarz sprühlackiert. Von der Optik her hat alles gut geklappt.
Beim Zusammenbau (bzw. beim ersten Einstellversuch) kam allerdings leider die Ernüchterung. Ich habe vielleicht ein Montagsmodell erwischt. Die Ausfräsung für die Halsaufnahme war m.E. so schief, dass sich keine brauchbare Saitenlage einstellen ließ. Der Hals war viel zu weit nach hinten geneigt, was sich weder durch exzessives Hochdrehen der Brücke noch durch den Metallstab korrigieren ließ. Erst durch einen selbstgemachten dünnen Holzkeil am Halsaustritt ließ sich das Ganze provisorisch richten. Dürfte aber sicher nicht im Sinne des Erfinders sein. Leider kann man hier keine Fotos hochladen, sonst würde sicher deutlicher, was ich meine.
Nachfrage beim Service ergab, dass das grundsätzlich so gewollt sei und sich schon zB. durch Unterlegen eines Plektrums oder besser durch dünne Furnierstreifen beheben lassen soll. Der Formulierung nach scheint das Problem nicht ganz unbekannt zu sein. Zwei kleine Streifen Furnier hat mir Thomann dann auch unaufgefordert und kostenlos zugeschickt, allerdings hatte ich das bis dahin schon mit Eigenmitteln hingekriegt.
Ich habe nicht versucht, irgendwas zu reklamieren, da der Body ja schon zersägt und bearbeitet war. Vielleicht lässt sich Thomann ja hinreißen, für die zusätzliche Arbeit eine Gutschrift für den nächsten Einkauf anzubieten.
Die Steckverbinder machen den Aufbau für E-Technik-Laien recht einfach. Allerdings ergeben sich dadurch recht große unabgeschirmte Kabellängen, die dann in Schleifen im Elektrofach liegen. Zur Brummvermeidung kann man bestimmt einiges optimieren, sprich: kürzen und löten. Nachtrag: inzwischen habe ich alles mit selbstklebender Alufolie abgeschirmt und alle Kabel auf die notwendige Länge gekürzt. Bringt enorm viel, vor allem wenn man in der Nähe von PC, Netzteilen, etc. sitzt. Und macht die Verdrahtung viel übersichtlicher. Dafür sorgen, dass die Folie überall Masseverbindung hat.
Die Bünde fühlten sich bei Bends etwas kratzig an und könnten auch am Rand besser geschliffen sein. Sind inzwischen nachgeschliffen und poliert. Der Hals ist relativ weich und lässt sich biegen, fühlt sich aber gut an. Volume- und Tonepoti kratzen etwas.
Für den reinen Zusammenbau sind eigentlich keine goßen handwerkliche Kenntnisse erforderlich. Ich denke, wer sich einen 4eckigen Klotz kauft, um seine ganz persönliche Gitarre zu bauen, wird auch die Basics an Wissen und Handwerkszeug haben. Bei mir waren es im wesentlichen eine kleine Bandsäge fürs Grobe (Stichsäge tuts auch), Schleifmaschine sowie Japansäge und Stemmeisen für die Bierbauchausschnitte. Relativ aufwändig war das Sprühlackieren mit intensivem Schleifen, Grundieren, Farbgebung und Klarlackierung. Hier sollte man sich Zeit nehmen. Kann sein, dass ich hier zu schnell gearbeitet habe, weil ich ungeduldig war und möglichst bald spielen wollte. Die Zeit wirds zeigen.
Zum Sound kann ich objektiv wenig sagen, da ich weder die Erfahrung noch das beste Equipment habe. Spielbarkeit finde ich jetzt ok. Ein richtiger Gitarrist hat sie auch schon in der Hand gehabt und war ganz zufrieden, allerdings ohne Amp. Gefühlt könnte sie mehr Sustain haben, das könnte vielleicht aber auch mit der Halsverbindung zu tun haben.
Alles in allem war das für mich eher ein Spaßprojekt und hat tatsächlich auch viel Spaß gemacht. Wer ernsthaft eine One-Off für sich bauen will (und das handwerkliche Geschick hat), sollte vermutlich von vornherein auf höherwertiges Material zurückgreifen und bedenken, dass der Aufwand für Holz- und Lackierarbeit erheblich über dem eigentlichen Zusammenbau liegt. Auf keinen Fall die eigene Zeit in Geld umrechnen.
Was sich mir nicht erschließt, ist, warum die vorgefertigten Bausätz (Tele, Strat, etc.) teilweise erheblich billiger sind als der eckige Klotz. Solls tatsächlich an der Menge des benötigten Holzes liegen?
Have fun,
Heiner