Eine der sicherlich wichtigsten Aufgaben im Mastering ist die Änderung von Lautstärkeverhältnissen. Dafür gibt es natürlich den ganz normalen Fader, jedoch muss häufig auf die Dynamik Einfluss genommen werden, also den Unterschied zwischen lauten und leisen Passagen in einem Musikstück. Üblicherweise wird komprimiert - und zwar nicht zu knapp. Das dient unter anderem dazu, dass der Hörer bei leisen Stellen im Material nicht lauter stellen und bei lauten Passagen dann wieder herunterregeln muss. Im Idealfall bleibt der einmal eingestellte Pegel beim Hörer gleich - unabhängig davon, ob man den Song über eine große Anlage in der Disko hört, während man ihn in der U-Bahn über Kopfhörer hört oder im alten, lauten PKW über das Autoradio. Es muss also später ziemlich universell funktionieren - keine leichte Aufgabe!
Kompression ist nicht gleich Kompression. Es ist von Vorteil, aus verschiedenen Designs wählen zu können. Kompressoren mit Optokopplern reagieren tendenziell träge. Durch ihr besonderes Regelverhalten sind sie gut geeignet, wenn stark aber unauffällig komprimiert werden soll. Mit Kompressoren ohne Optokoppler können sehr kurze Regelzeiten realisiert werden. Der Audiopfad kann mit unterschiedlichen Elementen wie Transistoren, Röhren und Übertragern ausgeführt sein, wodurch sich unterschiedlichste Klangvariationen ergeben.
Attack
Attack ist die Reaktionszeit des Kompressors auf Signale, die den Threshold überschreiten. Die volle Dämpfung des Kompressors wird erst nach Ablauf der eingestellten Attackzeit erreicht. Dadurch bleibt z. B. bei längeren Attackzeiten das Anzupfen von Gitarrenseiten deutlicher hörbar.
Release
Release bestimmt, wie schnell der Kompressor seine Dämpfung wieder zurückregelt, sobald der Threshold unterschritten wird. Wenn man einen unschön "pumpenden" Klangeindruck hat, muss die Release-Zeit verlängert werden.
Nicht nur im Mixing, auch im Mastering wird gerne "Parallelkompression" eingesetzt. Dabei wird nicht das gesamte Signal durch den Kompressor geleitet, sondern ein unbearbeiteter Teil durchgelassen. Dadurch bleiben Mixes "luftiger" und natürlicher.
Während ein Kompressor meist mit mittlerem Threshold und eher hohen, unauffälligen Regelzeiten verwendet wird, dient ein Limiter dazu, Pegelspitzen abzuschneiden und die Aussteuerbarkeit zu erhöhen. Mit einem guten Limiter lassen sich fast unhörbar mehrere dB Lautheit "herausholen"!
Wenn sich zwei Songs lediglich durch ihre Lautheit unterscheiden, wird der lautere in der Regel als "besser" empfunden. Das hat dazu geführt, dass in der Vergangenheit ein "Loudness War" stattgefunden hat, um Stücke immer lauter erscheinen zu lassen. Dazu sind unter anderem starke Dynamikbegrenzungen notwendig, aber auch der tiefere Griff in die Trickkiste.
Wo Licht ist, gibt's auch Schatten. Wenn man versucht, Audiomaterial maximal laut zu bekommen, läuft man Gefahr, das Material zu stark zu verzerren, zu extrem und unnatürlich zu verdichten und das Hören geradezu zur Anstrengung werden zu lassen. Hier ist in jedem Fall Augen- bzw. Ohrenmaß notwendig!