# Einleitung:
Der Behringer X-TOUCH ONE hat mich mit seinem kompakten Design und den vielversprechenden Funktionen für mein Heimstudio überzeugt. Für rund 170 EUR (zum Kaufzeitpunkt) bietet der DAW-Controller viele praktische Features und eine solide Verarbeitung. Nach intensiver Nutzung hat sich gezeigt, dass das Gerät eine gute Grundlage bietet, aber auch Raum für Optimierungen lässt. Viele Details gefallen mir sehr gut, einige Designentscheidungen empfinde ich jedoch als weniger durchdacht.
# Begründung:
Die Verarbeitung des X-TOUCH ONE macht einen soliden Eindruck. Das Gehäuse aus lackiertem Stahlblech ist robust, ergänzt durch Kunststoff-Seitenteile, die stabil wirken. Die Tasten aus transparentem Hartgummi sind sauber illuminiert und angenehm zu bedienen, was in dunklen Umgebungen besonders hilfreich ist. Die Transportsektion fällt im Vergleich ab: Die Tasten sind schwarz mit lichtdurchlässigen Symbolen, aber im unbeleuchteten Zustand schwer zu erkennen. Hier hätte ich mir eine bessere Sichtbarkeit gewünscht - beispielsweise durch den Einsatz der Farben Rot, Weiß, Grün ooder ähnlichem anstelle des Schwarz.
Eine weitere Verbesserung wäre eine ertastbare Abtrennung der Stop-Taste gewesen. Gerade bei flüchtigem Arbeiten wäre dies eine sinnvolle Hilfe, um die Taste ohne hinzuschauen sicher zu finden. Auch die Reihenfolge der Tasten ist für meinen Geschmack nicht optimal gewählt, was allerdings eine subjektive Präferenz ist.
Der Motorfader ist ein echtes Highlight des Geräts. Er arbeitet präzise, ist schnell und hat eine angenehme Lautstärke, obwohl er hörbar ist. Besonders lobenswert ist die Abdeckung des Laufschachts, die effektiv verhindert, dass Staub und Krümel ins Innere gelangen. Zudem ist der Fader verschraubt und somit austauschbar, was für Langlebigkeit sorgt. Die daneben liegende 8-Segment-Pegelanzeige erfüllt ihren Zweck, wirkt mit ihrer groben Auflösung jedoch etwas veraltet.
Das Jog-Wheel ist groß, griffig und mit einem beleuchteten Rand versehen, was ich sehr schätze. Leider fehlt die Möglichkeit, diese Beleuchtung bei Bedarf abzuschalten. Auch die Mechanik ist nicht optimal: Das Jog-Wheel ist schwergängig und ungewichtet, was es weniger komfortabel macht, als es sein könnte. Hier hätte ich mir eine hochwertigere und leichtgängigere Umsetzung gewünscht - idealerweise mit schaltbarem Freilauf, der bei großen Projekten sehr hilfreich ist um weite Strecken zu überbrücken.
Die Ergonomie könnte in einigen Punkten verbessert werden: Die Mute- und Solo-Tasten befinden sich nicht neben dem Fader, sondern etwas entfernt. Eine Platzierung direkt neben, darüber oder darunter wäre deutlich intuitiver und würde die Bedienung erleichtern.
Der Drehencoder mit LED-Kranz ist funktional, allerdings ist die Segmentierung der LEDs recht grob. Positiv ist, dass der aktuelle Wert des Encoders im Display angezeigt wird, was diese Schwäche zumindest teilweise ausgleicht. Das monochrome Scribble-Display ist hilfreich, allerdings bei ungünstigem Betrachtungswinkel schwer ablesbar. Eine leichte Neigung des Displays in Richtung des Benutzers hätte hier viel verbessert.
Die Anschlussmöglichkeiten sind praktisch gestaltet: Neben einem USB-B-Anschluss für den Computer gibt es zwei USB-A-Buchsen als Hub, eine Klinkenbuchse für einen Fußschalter und eine Öse für ein Kabelschloss. Leider ragen die USB- und Stromkabel leicht aus den Buchsen heraus (ca. 1–2 mm), was optisch störend wirkt und weniger stabil erscheint.
Die Mackie-Control-Unterstützung macht das Gerät mit vielen DAWs kompatibel. Die Einrichtung verlief bei mir reibungslos, und die Integration in Cubase, Studio One und Ableton Live funktionierte auf Anhieb. Dennoch zeigt das veraltete Mackie-Protokoll Schwächen: Wenn mehrere DAWs parallel genutzt werden, kommt es zu Fehlern, die ich nur durch einen Neustart des Controllers (Kabel abziehen, kurz warten, einstecken) behoben werden konnte.
Wirklich gravierend stört mich das Fehlen eines Ein-/Ausschalters. Um das Gerät auszuschalten, muss die Stromzufuhr gekappt werden. Das ist nicht nur unpraktisch, sondern führt auch dazu, dass das Scribble-Display und die Timecode-/Beat-Anzeige dauerhaft leuchten - je nachdem wie die Software gestaltet ist, kann das unter Umständen zu einer verkürzten Lebensdauer der Displays und zum "Einbrennen" führen.
Ein weiteres Problem waren die Gummifüße: Bei meinem Gerät war eine Ecke etwa 1 mm zu kurz, wodurch der Controller kippelte. Das beeinträchtigt den Arbeitskomfort erheblich. Ich habe das Problem "ambulant" mit einem zusätzlichen dünnen Gummipad behoben, aber solche Mängel sollten bei einem Markenprodukt nicht vorkommen.
Der Lieferumfang ist umfangreich und beinhaltet Schablonen für gängige DAWs sowie Blanko-Exemplare zur individuellen Beschriftung. Leider sind diese selbstklebend, was bei häufigem Wechsel der DAW unpraktisch ist. Magnetische Schablonen wären hier die deutlich bessere Wahl gewesen.
# Fazit:
Der Behringer X-TOUCH ONE ist ein kompakter und vielseitiger DAW-Controller, der für kleinere Studios gut geeignet ist. Der Motorfader, das große Jog-Wheel und die breite DAW-Kompatibilität sind klare Stärken. Gleichzeitig gibt es Schwächen wie das schwergängige Jog-Wheel, die nicht ideal platzierte Transportsektion und das Fehlen eines Ein-/Ausschalters. Positiv ist, dass das Gerät grundsätzlich gut funktioniert und viele praktische Funktionen bietet. Einige Details könnten jedoch mit wenig Aufwand deutlich verbessert werden. Mit einer leicht überarbeiteten Version könnte der X-TOUCH ONE in dieser Preisklasse unschlagbar sein.
Vorteile
+ Robustes Stahlblech-Gehäuse mit stabiler Verarbeitung
+ Präziser Motorfader mit Staubschutz und Austauschmöglichkeit
+ Großes, griffiges Jog-Wheel mit beleuchtetem Rand
+ Breite DAW-Kompatibilität dank Mackie-Control-Unterstützung
+ Praktische Anschlüsse (USB-Hub, Fußschalter)
+ Drehencoder zeigt Werte im Display an
+ Umfangreiche Schablonen im Lieferumfang
Nachteile
- Kein Ein-/Ausschalter, permanenter Betrieb erforderlich
- Kippelnde Gummifüße
- Jog-Wheel ist schwergängig und ungewichtet
- Transporttasten im Dunkeln schlecht sichtbar
- Keine ertastbare Abtrennung der Stop-Taste
- Mute- und Solo-Tasten nicht ergonomisch neben dem Fader platziert
- Monochromes Scribble-Display nicht immer optimal ablesbar
- USB- und Stromkabel ragen leicht aus den Buchsen
- Selbstklebende Schablonen unpraktisch bei DAW-Wechsel