Die Bratsche, auch Viola genannt, steht unter den Streichinstrumenten zwar nicht in der ersten Reihe, doch ist sie mit ihrer Stimmlage und ihrem vollen, leicht dunklen Klang ein unverzichtbares Mitglied in kleinen und großen Streichensembles. Es gibt relativ wenige Solostücke für die Bratsche, doch in der Kammermusik hat sie einen festen Platz. Aufgrund ihres eigenen Klangcharakters ist das Instrument mittlerweile in modernen Kompositionen zu hören. Das Plugin Soliste VLA 419 von Expressive E bringt die Viola als virtuelles Instrument in die DAW. Das Besondere daran ist die auf Physical Modeling basierende Klangerzeugung, die eine facettenreiche Steuerung durch einen MPE-Controller ermöglicht. So lassen sich Artikulationen sehr nuanciert spielen, wie es bislang mit noch keiner Emulation möglich war. Damit können klassische und moderne Partituren auf ganz neue Weise interpretiert werden.
Das Plugin ist in drei Bereiche unterteilt, in denen sich die wichtigsten Bedienelemente befinden. Der Klang der Viola selbst kann durch die Wahl des Korpus variiert werden. Fünf unterschiedliche Resonanzkörper verleihen dem virtuellen Instrument einen antiken oder wärmeren Charakter. In der Bow-Sektion lassen sich Parameter zur Spieltechnik wie Attack, Legato und Ausdruck sowie zusätzliche Werte für den Bogen definieren. Dem gegenüber steht die Pitch-Sektion für Vibrato und Portamento. So kann das Instrument umfassend und detailliert angepasst werden. Praxisnahe Presets geben eine Starthilfe zur optimalen Nutzung des Plugins, ohne dabei die Pitch- und Bow-Anpassungen zu ändern. Soliste VLA 419 ist auf MPE-Controller, insbesondere auf das Keyboard Osmose und den Controller Touché, abgestimmt. Allerdings lässt sich MPE auch deaktivieren und die Parameter mit normalen MIDI-CCs steuern.
Das Plugin will seinem physikalischen Vorbild in Sachen Ausdruck möglichst nahekommen. Damit spricht das Expressive E Soliste VLA 419 Viola vor allem Keyboarder an, die ihren MPE-Controller mit all seinen Performance-Möglichkeiten nutzen. Natürlich sind Grundkenntnisse über das Instrument an sich sowie den Artikulationen und Spieltechniken von großem Vorteil. Wenn es um die rein klangliche Reproduktion einer Viola geht, sind Sample-basierte Lösungen leicht im Vorteil. Jedoch erlaubt das Physical Modeling von Soliste ein überaus expressives Spiel mit vielen Facetten. Der Fokus liegt jedoch weniger auf dem Einsatz mit dem Laptop auf der Bühne, obwohl das natürlich auch möglich ist, sondern vielmehr auf dem Einspielen von Partituren in eine DAW. Dabei lässt sich Soliste VLA 419 Viola hervorragend mit den anderen Titeln der Soliste-Reihe kombinieren.
Expressive E ist ein innovativer Hersteller aus Frankreich, der sich auf die Entwicklung neuartiger, ausdrucksstarker Interfaces für Musiker spezialisiert hat. Ziel des Unternehmens ist es, die Interaktion zwischen Mensch und Maschine intuitiver, dynamischer und emotionaler zu gestalten. Bekannt wurde die Marke durch den Touché-Controller, der gestengesteuerte Kontrolle über Hard- und Software-Synthesizer erlaubt. Ergänzt wird dieser durch die firmeneigene Software Lié sowie eine Auswahl an Plugins mit Physical Modeling und eine wachsende Sammlung an Soundsets, die zum Teil kostenlos angeboten werden. Expressive E vereint Musiker, Entwickler und Designer in einem kreativen Team, das sich der Idee verschrieben hat, musikalischen Ausdruck im digitalen Zeitalter neu zu denken. Auch kommende Produkte folgen dem Anspruch, neue kreative Möglichkeiten jenseits klassischer Interfaces zu eröffnen.
Das Expressive E Soliste VLA 419 Viola ist als einstimmiges Instrument konzipiert und lässt sich in diesem Sinne natürlich als Solostimme für die unterschiedlichsten Kompositionen einsetzen. Dank der anpassbaren Parameter ist aber auch eine Zusammenstellung zu bestimmten Ensembles möglich. Benötigt man zum Beispiel eine zweite Bratsche für eine Quintett- oder Sextett-Besetzung, können durch die Wahl unterschiedlicher Resonanzkörper sowie durch variierende Einstellungen des internen EQs und der Bow-Parameter unterschiedliche Instrumente und Spieler emuliert werden. Selbst wenn die Instrumente unisono spielen sollen, erhöht es die Lebendigkeit, wenn die Passagen separat und mit kleinen Abweichungen eingespielt werden. Hierbei kommt dem Keyboarder die umfangreiche MPE-Steuerung entgegen. Die Idee lässt sich auf größere Besetzungen ausbauen, vor allem auch in Hinblick auf die anderen Instrumente der Soliste-Reihe.