Ich spiele jetzt seit über 40 Jahren Gitarre. Angefangen habe ich auf einer billigen 70er-Jahre-Höfner-Konzertgitarre, die halt so rumlag...gut, so 2, 3 Jahre hatte ich als junger Teenager Klassikgitarrenunterricht, der aber dann von mir wegen stark differierender musikalischer Präferenzen beendet wurde, das war`s dann...
Später dann ausschließlich Stahlsaitengitarren, eigentlich fast nur elektrisch. In den 90ern bin ich dann durch einen glücklichen Zufall relativ billig zu einer Hanika-Konzertgitarre gekommen, die ich sehr geliebt habe und deren unglücklichen Verlust ich bis heute betrauere, aber das ist eine andere Geschichte. Vor ein paar Jahren habe ich dann eine Höfner mit massiver Zederndecke erworben, die ca. 3x soviel gekostet hat wie die GEWA. Ich wurde aber nicht glücklich damit, sie hatte einen hässlichen Dead Spot auf der hohen E-Saite, ich habe sie bald wieder verkauft.
Das zur langen Einleitung: ich bin also kein typischer Klassik-Gitarrist und bewerte diese Gitarre als zwar erfahrener Gitarrist, der aber von Nylonsaitengitarren nur relativ wenig Ahnung hat.
Da hatte mich also nach vielen Jahren wieder die Sehnsucht nach dem sanften Klang einer Nylon-Gitarre für abendliche Couch-Sessions gepackt, und ich beschloss, auszuprobieren, was denn ein vollmassives Instrument um diesen Preis wohl kann...
Schon beim Auspacken hab ich mich verliebt. Die Gitarre ist wirklich perfekt gearbeitet, ich finde beim besten Willen keinen Fehler. Schon das hat mich erstaunt.
Beim Anspielen dann noch mehr Freude: das Instrument ist lebendig, das Holz äußerst resonanzfreudig, gutes Sustain. So stellt man sich das vor, wenn man "Vollholz" denkt. Keine Dead Spots, Bundreinheit über alle Lagen gegeben, die Oktavreinheit passt perfekt.
Das Griffbrett ist makellos, die Bünde perfekt eingesetzt und die Bundenden mustergültig bearbeitet. Die Mechaniken sind exakt montiert und haben genau den richtigen Widerstand. Wie gesagt: an der ganzen Gitarre ist kein einziger Fehler zu finden, auch ein Blick ins Innere zeigt sorgfältige und genaue Arbeit.
Am Anfang das offensichtlich bekannte Schnarren auf der D-Saite, das sich aber nach ein paar Tagen mit dem Setzen der Saiten erledigt hat. Außerdem musste ich da an meinen alten Gitarrenlehrer denken: Fingersatz! Grifftechnik! Eine Klassikgitarre verzeiht eben nicht soviel Schlamperei wie eine Westerngitarre...
Wenn ich einen Kritikpunkt anbringen soll, ist es die etwas grenzwertig hohe Saitenlage. Tiefe E-Saite am 12. Bund bei ca. 4,2mm, das ist auch für eine Konzertgitarre gerade noch so tolerabel. Allerdings könnte man natürlich nach einiger Zeit versuchen, die Saiten etwas tieferzulegen und dem potentiellen Schnarren dann mit härteren Saiten vorzubeugen; derzeit habe ich aber dazu keine Motivation.
Nein! Ich habe sie jetzt schon liebgewonnen und erfreue mich immer wieder an dem Klang (mit den Hannabach-Werkssaiten, die schon sehr gut sind), der zumindest bei meinem Exemplar und "live" gar nicht soo höhenlastig rüberkommt wie in den Soundbeispielen. Und, ich kenne das von anderen akustischen Instrumenten, die ich besitze: das wird sich in Zukunft noch etwas verändern, sehr wahrscheinlich zum Besseren.
Ich habe (wenige) Instrumente, die ich nie wieder hergeben würde, z.B. meine fast 40 Jahre alte Les Paul, die ich über die Jahrzehnte bei jedem Gig gespielt habe. Die gehört einfach zu mir.
Ich glaube derzeit, dass die GEWA auch im Begriff ist, so ein Instrument zu werden. Wie gesagt, als nicht-Klassikgitarrist habe ich nicht das Bedürfnis nach einer hochpreisigen Konzertgitarre, das hieße Perlen vor die Säue zu werfen (und um an meine lang verflossene Hanika ranzukommen, müsste ich schon einiges an Geld in die Hand nehmen), aber die hier ist ein ernstzunehmendes, schönes, lebendiges und wirklich sorgfältig gebautes Instrument mit eigenem Charakter, in den man sich verlieben kann. Und wenn ich mir den Preis in Erinnerung rufe, habe ich das Gefühl, mit dem Kauf dieser Gitarre so richtig Glück gehabt zu haben.
Die darf bleiben.